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Kandel: Bürger rufen zu stillem Gedenken auf

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Kandel – Bürger in der Südpfalz haben dazu aufgerufen, der getöteten Mia in aller Stille zu gedenken und den Tod des Mädchens nicht für politische Zwecke zu missbrauchen.

Damit die Verfasser und Unterzeichner nicht Opfer von sogenannten Hassmails werden, bleiben sie in der Veröffentlichung anonym.

In einem gemeinschaftlichen Brief, der der Redaktion vorliegt, heißt es im Wortlaut:

„Wir waren und sind alle zutiefst betroffen über die Tat des jungen Mannes, der in Kandel ein 15-jähriges Mädchen erstochen hat.

Es ist unfassbar. Nichts kann so etwas wieder gut machen und es bleibt immer nur das „Warum?“.

Schwer ist es auch, Trost zu spenden. Die Eltern, die Familie, Freunde – sie erleben nun alle eine schlimme Zeit. Unser tief empfundenes Mitgefühl möchten wir hier ausdrücken verbunden mit dem Wunsch, dass viele Hände sie tragen mögen.

Wir sind aber auch betroffen über die Instrumentalisierung dieser Tat.

Nicht nur, dass so manche Medien ihren „Nutzen“ daraus ziehen, sondern ebenso radikales Gedankengut dadurch fördern. Auch persönliche Hassempfindungen werden hier ausgelebt ohne Rücksicht auf die Angehörigen.

Wir stellen immer wieder fest, dass es Hassprediger nicht nur in der Religion gibt, sondern diese auch mitten unter uns sind. Sie predigen ebenso Gewalt und fordern zu radikalen Taten auf. Damit nähern sie sich quasi dem an, was sie im gleichen Atemzug verurteilen.

Die Tat eines Einzelnen wird zur Last aller, wird zur Massenverurteilung. Wir zollen all denen größten Respekt, die hier versuchen, entgegen zu wirken und mit den massivsten Anfeindungen konfrontiert werden.

Es ist sehr menschlich, Wut, Zorn und Betroffenheit angesichts jener Tat zu empfinden. Doch Hetze und Aufruf zur Gewalt sind wohl kaum der richtige Weg. Wer will schon für die Tat eines Anderen zur Rechenschaft gezogen werden?

Wir appellieren daran, sich zurückzunehmen und den Angehörigen Raum für die Trauer zu lassen, anstatt sie mit gewaltigen Emotionen zu erschlagen.

Wir haben keine Garantie für eine dauerhafte Demokratie. Wenn das Gleichgewicht nicht gewahrt wird, kann alles recht schnell kippen und wir haben genau das, was unsere Großeltern „nie wieder“ wollten.

Die Tat des jungen Mannes macht Angst.

Die Reaktionen darauf auch.

In stillem Gedenken.“

Seit dem gewaltsamen Tod der 15-jährigen Mia [2] am 27. Dezember finden in Kandel immer wieder Kundgebungen mit politischen Hintergrund [3] statt. (red)

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