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Kandel: AfD und Grüne bekunden Anteilnahme vor Drogeriemarkt

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Kandel – Am Samstag haben sich vor dem dm-Markt, in dem am Mittwoch die 15-jährige Mia von ihrem Ex-Freund, einem mutmaßlich 15-jährigen afghanischen Flüchtling, erstochen wurde, mehrere Gruppen eingefunden.

Da war einmal die AfD als zahlenmäßig größte Gruppe, die mit einem Gang von der Ortsmitte zum Tatort des Opfers gedenken wollte. Die politische Aufarbeitung werde stattfinden, vorerst müsse aber die Trauerphase respektiert werden, hieß es in der Einladung des Kreisverbands Germersheim.

Die Teilnehmer waren aufgefordert, nur Kerzen und Blumen mitzunehmen, „still und leise“ zu gedenken und keine politischen Diskussionen zu führen.

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Etwa 200 Personen waren gekommen, darunter die regionalen Abgeordneten Matthias Joa und Dr. Heiko Wildberg, aus Mainz Sebastian Münzenmaier. Schweigend wurden die Blumen niederlegt und Kerzen angezündet.

Eine weitere Gruppe aus etwa 15 Personen, der sich auch Verbandsbürgermeister Volker Poß (SPD) angeschlossen hatte, bestand aus den Grünen mit Pascal Endres vom Kreisvorstand und Ursula Schmitt-Wagner und Jutta Wegmann vom Kandeler Ortsverband. Sabine Luppert hatte kurzfristig vom Vorhaben der AfD erfahren und zu einer Versammlung vor Ort aufgerufen.

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Eine dritte Gruppe bestand aus Bürgern, die sich keiner Partei zugehörig fühlten. Ein Bürger aus Germersheim zeigte sich verwundert, dass von Seiten der Stadt und der Verbandsgemeinde bislang noch keine Trauerbeflaggung angeordnet wurde.

„Kein politisches Statement“

Alle drei Gruppierungen betonten, man sei nicht gekommen, um politisch zu agieren. Man wolle trauern und Anteilnahme bekunden.

Komplett von der politischen Meinung abgekoppelt werden konnten die Zusammenkünfte am Tatort wohl dennoch nicht, auch wenn vor dem dm-Markt nicht über das Thema Flüchtlinge gesprochen wurde.

„Wir alle sind erschüttert. Für die Südpfalz stellt diese kaltblütige Tat eine Zäsur dar“, hatte der Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Germersheim, Matthias Joa, am Tag nach der Tat schriftlich mitgeteilt.

Neben Trauerarbeit und staatsanwaltlicher Ermittlung stelle sich aber auch die Frage nach der politischen Verantwortung. Das müsse im Detail aufklärt und in den rheinland-pfälzischen Landtag eingebracht werden.

Von Innenmister Roger Lewentz (SPD) forderte Joa, den Polizeibeamten „endlich den Rücken stärken und ihnen zu ermöglichen, potentielle Mörder mit allen Möglichkeiten des Rechtsstaats wirkungsvoll zu begegnen.“

Grüne „Tat nicht politisch ausschlachten“

Die Grünen versicherten, am Samstagmorgen vor dem „dm“ als Privatpersonen zu empfinden und zu handeln.

Dennoch sei es nicht angebracht, wenn die AfD den tragischen Todesfall des Mädchens für ihre politischen Zwecke ausschlachte, sagten Ursula Schmitt-Wagner und Pascal Endres.

Sollte es Fehler gegeben haben im behördlichen Umgang mit dem mutmaßlichen Täter, müssten diese selbstverständlich aufgearbeitet werden, so Endres.

Tatsächlich gibt es zurzeit unterschiedliche Darstellungen, ob beispielsweise das Jugendamt des Landkreises Germersheim (in dessen Obhut sich der Afghane befand) darüber informiert wurde, dass dieser polizeilich auffällig geworden ist.

Wie bereits berichtet, hatten die Eltern des getöteten Mädchens Mitte Dezember Strafanzeige gegen den Ex-Freund ihrer Tochter wegen Nötigung, Beleidigung und Bedrohung gestellt. Die Polizei hatte mehrere sogenannte „Gefährderansprachen“ mit dem Afghanen geführt, die letzte am Tag der Tat – Fragen, die geklärt werden müssen.

Dass Fremdenhass aber keine Option ist und man trotz des Geschehens „bunt“ sei, stellte Sabine Luppert klar und verwies auf die mehrfarbigen Schirme, die einige Grünen-Teilnehmer vor dem Regen schützten.

„Auf Missstände aufmerksam machen“

Einige Bürger, die sich ebenfalls auf dem „dm“-Parkplatz eingefunden hatten, wollten mit Parteipolitik vordringlich nichts zu tun haben.

Sie seien gekommen, um des toten Mädchens zu gedenken, ihr Mitgefühl auszudrücken, aber auch, um damit auf Missstände aufmerksam zu machen, die es unstrittig gebe. „Das kann ich nicht nur auf der Couch oder online zum Ausdruck bringen“, sagte eine Frau dem Pfalz-Express.

Es sei schlimm, dass es erst immer eines trauriges Anlasses bedürfe, bis etwas geschehe. Auch dass in Berlin zur Silvesterfeier eine extra Schutzzone für Frauen eingerichtet würde, sei doch ein Zeichen, dass etwas „gar nicht gut laufe“ im Land.

Die Bekundungen dauerten etwa eine Stunde. Der Markt war während dieser Zeit geschlossen. (cli)

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