Investitionen durch niedrigen Rubel machbar: Deutsche Unternehmen kehren nach Russland zurück

26. Juni 2016 | Kategorie: Nachrichten
Blick über Moskau. Foto: dts nachrichtenagentur

Blick über Moskau.
Foto: dts nachrichtenagentur

Moskau – Deutsche Unternehmen investieren wieder im großen Stil in Russland. Nachdem Exporte wegen gegenseitiger Sanktionen in vielen Branchen nicht mehr möglich sind, bauen Mittelständler und Konzerne nun eigene Fabriken in Russland auf, um dort weiter im Geschäft zu bleiben.

Das zeigt eine Statistik der Deutschen Bundesbank, die der „Welt am Sonntag“ vorliegt. Hatten sich deutsche Geldgeber 2014 noch von Russland abgewandt und netto Kapital abgezogen, schlägt das Pendel mittlerweile wieder in die andere Richtung aus.

2015 kletterten die Direktinvestitionen deutscher Firmen laut Bundesbank auf 1,78 Milliarden Euro – und damit auf einen Wert, der bislang nur in den Boomjahren 2006 bis 2008 und dazu noch im Jahr 2010 übertroffen wurde. 2016 dürfte dann ein neuer Rekord erreicht werden.

Denn laut Bundesbank summierten sich die Direktinvestitionen aus Deutschland allein im ersten Quartal schon auf fast 1,1 Milliarden Euro. Die Unternehmen, die in Russland investieren, kommen dem Zeitungsbericht zufolge aus verschieden Branchen.

So habe der milliardenschwere Landmaschinenhersteller Claas rund 120 Millionen Euro in ein neues Werk im südrussischen Krasnodar investiert. Deutschlands größte Molkerei DMK stehe vor der Übernahme eines russischen Konkurrenten.

Und der mittelständische Naturarzneimittelhersteller Bionorica plane für rund 30 Millionen Euro in Woronesch den Aufbau einer eigenen Produktion. Der niedrige Rubelkurs macht Investitionen vergleichsweise preiswert.

Zudem verspricht die russische Regierung Sonderkonditionen: Wer mindestens 750 Millionen Rubel – das sind gut zehn Millionen Euro – in Russland investiert, sich gleichzeitig zu zehn Jahren Verbleib im Land verpflichtet und dazu noch in eine Produktion investiert, die es so bislang in Russland nicht gibt, erhält einen Sonderinvestitionsvertrag.

Dadurch können sich die Unternehmen an staatlichen Ausschreibungen beteiligen, erhalten gegebenenfalls Steuervergünstigungen und gleichen damit einem echten rus! sischen Unternehmen. Mähdrescher-Produzent Claas war unlängst das erste ausländische Unternehmen, das einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet hatte.

Claas gilt damit als sogenannter „vaterländischer Hersteller“. Dadurch erstattet der Staat einem Bauern beim kauf eines Claas-Mähdreschers ein Viertel des Kaufpreises. Auch andere deutsche Unternehmen arbeiten dem „Welt am Sonntag“-Bericht zufolge daran, einen Sonderinvestitionsvertrag abzuschließen.

„Es sind etliche in der Pipeline“, sagte Jens Böhlmann, Sprecher der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer, in der russischen Hauptstadt Moskau. (dts Nachrichtenagentur) 

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