Freitag, 19. April 2024

Integration wird am 28. November beleuchtet: PEX-Interview mit Filmemacher Paul Schwarz

22. November 2017 | Kategorie: Landau, Regional
Filmszene: Sara in der Klasse. Quelle: Paul Schwarz

Filmszene: Sara in der Klasse.
Quelle: Paul Schwarz

Landau. Der „Runde Tisch“ für Migration und Integration zeigt am 28. November, 19 Uhr im Gemeindehaus der Protestantischen Stiftskirche in Landau den Film „Voneinander lernen. Miteinander handeln. Migration auf dem Lande“ vom Landauer Filmemacher Paul Schwarz.

Eineinhalb Jahre hat Paul Schwarz fünf junge Migranten und Flüchtlinge in ihrem Leben mit einem Kamerateam nördlich von Hannover begleitet. Das Grußwort an diesem Abend wird Landrat Seefeldt sprechen. Zu Wort kommen auch Pfarrer Jürgen Leonhard und Elena Schwahn, die Integrationsbeauftragte der Stadt Landau.

Der Pfalz-Express (PEX) stellte Paul Schwarz diesbezüglich einige Fragen.

PEX: Herr Schwarz, Sie sagen“ Integration ist eine der stärksten Herausforderungen“, aber es wird zu wenig gezeigt, wie sie gelingen kann. Allzu oft wird nur das in den Medien gezeigt, was „schief läuft“. Manche sagen aber, die Medien berichten zu wenig über das, was schief läuft (Kriminalität…) Wie bewerten Sie das denn?

Schwarz: Die Medien neigen dazu, das Grelle zu schildern, das, was nicht gewöhnlich ist. Schule und Bildung ist beispielsweise kein Thema in den Talkshows, aber wenn es einen Amoklauf gibt, wird nur darüber diskutiert.

So ist es auch bei der Migration. Es ist erstaunlich, wie gut dieser Flüchtlingstsunami dank der vielen ehrenamtlichen Helfer bewältigt worden ist. Natürlich hakt es noch an vielen Ecken, Wohnung, Umgang mit den vielen jungen Flüchtlingen usw.

Aber die kriminellen Vorgänge sind die Ausnahmen, nicht die Regel. Schauen Sie auf die vielen Türken, die hier leben, über 90 Prozent sind gut integriert, aber darüber wird kaum berichtet.

PEX: Sie haben jetzt die Dreharbeiten über die Flüchtlingsarbeit in Bad Kreuznach u.a. mit Malu Dreyer bei einem wöchentlichen Flüchtlingstreffen abgeschlossen.

Schon vor Jahren wollten Sie einen Film über die hiesige Integrationsarbeit machen. Warum wurden Sie denn nicht berücksichtigt, trotz Ihrer nunmehr 150 Filme und zahlreichen Preise? Gilt da das Wort vom Prophet im eigenen Land?

Schwarz: Da müssen Sie die Verantwortlichen fragen. Ich werde immer wieder mit meinen Filmen in deutsche Städte eingeladen. Hier hat es eine zeitlang gedauert, bis ein Abend mit einem FIlm von mir organisiert wurde.

PEX: Auch der Grimme-Preis für den Sie schon mehrfach vorgeschlagen wurden, hat Sie noch nicht erreicht. Wie kommts?

Schwarz: Sender, Zuschauer haben mich immer wieder für den Grimme-Preis vorgeschlagen, vergebens. Anscheinend mag man dort mehr die Unterhaltung als Bildung und Bilder gelungener Integrations. Mit mehr als 150 Filmen bin ich sicher einer derjenigen Journalisten in Deutschland, die das meiste in Sachen Bildung und Integration gemacht haben .

PEX: Flüchtlinge auf dem Dorf: Hier erlebt man oft, dass diese gar keinen Kontakt zu den Einheimischen haben wollen und sich abschotten?
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Und wie könnte sich das verbessern?

Schwarz: Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen ist es auf dem Dorf leichter, Zugewanderte zu integrieren, weil dort Begegnungen und das Kennenlernen leichter möglich sind, und das ist die Voraussetzung: miteinander leben, miteinander handeln. Dann verschwinden die integrationshemmenden Vorurteile.

PEX: Verschleierte Frauen und Kinder, Flüchtlinge, die in großen Wohnungen, die dem Wohnungsmarkt fehlen, untergebracht sind….Arabische Großfamilien, die sich in die Polizei hineinklagen; sexuelle Übergriffe von Flüchtlingen etc.: Wie soll ein Bürger damit umgehen Ihrer Meinung nach?

Und fällt es da nicht schwer, die positiven Seiten der Integrationsarbeit aufzuzeigen?

Schwarz: Die Integration bleibt nach wie vor eine große Herausforderung, aber nicht nur für die hier Lebenden, sondern auch für die Zugewanderten. Integration ist keine Einbahnstraße. Wie sagte mir Doris Schröder-Köpf im Interview für den Film „Voneinander lernen …..“: „Wir haben hier jahrzehntelang für die Gleichberechtigung von Mann und Frau gekämpft. Das müssen auch die lernen, die zu uns kommen“.

PEX: Wie sehen die Flüchtlinge selbst ihre Situation? Fühlen sie sich von den Bürgern angenommen?

Schwarz: Die meisten Zugewanderten, die ich in in meiner Integrationsarbeit kennengelernt habe, sind zufrieden und wollen sich hier auch arbeitsmäßig integrieren und einbringen. Das Haupthindernis ist die deutsche Sprache. Sie ist der Schlüssel der Integration.

Deshalb müssen wir alles daran setzen, dass die Zugewanderten Deutsch lernen, z.B. sollte jeder Lehramtskandidat ein verpflichtendes Modul Deutsch als Zweitsprache durchlaufen. Ein Problem ergibt sich aus der Sprachlosigkeit vieler Migranten: Sie schotten sich ab, bilden Parallelgesellschaften. Darüber muss man auch in Landau nachdenken, wie man diesen begegnen kann.

Zur Person Paul Schwarz:

Hauptschule, EInzelhandelskaufmann, Zweiter Bildungsweg, Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Studium Germanistik, kath. Theologie, Philosophie, später Journalismus in Cambridge, Rom, Freiburg und Mainz, Lehrbefähigungen für Realschule und Gymnasium, dann Promotion, einige Jahre Schuldienst, dann vier Jahre an einer japanischen Universität (Deutsch als Fremdsprache), vier Jahre am „Deutschen Pädagogischen Seminar“ in Buenos Aires (Deutsch als Fremdsprache), Lehrauftrag an der Uni Landau (Deutsch als Fremdsprache).

Er ist Verfasser zweier Sprachbücher in Japan, langjähriger Mitarbeiter einer argentinischen deutschsprachigen Zeitung, außerdem veröffentlichte er zahlreiche Artikel in Zeitungen und Fachzeitschriften.

Seit Anfang der neunziger Jahre macht er Filme, mehr als 150 sind es bis heute, (fast immer mit der renommierten Filmproduktion TeVau in Mannheim, die nur für die Öffentlich-Rechtlichen arbeitet) Schwerpunkt nationale und internationale Bildung, gedreht in vier Kontinenten, z.B. ein großer PISA-FIlm für die OECD, wofür Schwarz zwei Monate rund um den Globus unterwegs gewesen ist.

Die englische Fassung ging in alle PISA-Länder, die deutsche Fassung wurde in 36 deutschen Kinos als kostenlose Kulturveranstaltung gezeigt, moderiert von Bildungspolitikern und Bildungsexperten.

Der Film wurde viermal in China ausgestrahlt. Dann drei Wochen Afghanistan für drei Filme: „Bildungshunger und Mädchenförderung“, „Dialog mit dem Islam“ und „Aufbau einer Zivilgesellschaft“. Am Horn von Afrika, in Djibouti, drehte er in Zusammenarbeit mit der hiesigen Zooschule, über die er auch einen Film gemacht hat, einen Film über Umwelterziehung in Afrika.

Für die Vorbereitung der PISA-Studie durfte er für die Vollversammlung in Südkorea einen FIlm produzieren „How best to learn in the future“.

Sein Film „Frauen auf dem Werk zum Ingenieurberuf“ wurde Mitte der neunziger Jahre auf der Weltfrauenkonferenz in Peking gezeigt, danach auf der Weltversammlung der Ingenieure in Caracas/Venezuela.
Zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland durfte er für die zentrale Feier im Schloss Bellevue einige Einspieler produzieren.

Die meisten FIlme hat er für den SWR in Baden-Baden gemacht, in den letzten Jahren mehr und mehr für Stiftungen, Ministerien und Bildungsorganisationen, so z.B. für das Bundeskanzleramt den Film „Hier ist unsere Heimat. 50 Jahre Türken in Deutschland“ oder für die Stadt Stuttgart „Mittendrin in Stuttgart. Deutsch-türkische Erfolgsgeschichten“.

Beide Filme konnten dank Daimler und der Körber-Stiftung ins Türkische übertragen und kostenlos in türkischen Communities verteilt werden. Beide Filme wurden auch in der Türkei gezeigt.

In den letzten Jahren widmet er sich neben der Bildung der gelingenden Integration. Es geht ihm um „Bilder des Gelingens“ in seinen Filmen, wie die taz es einmal formuliert hat. DIe Wochenzeitung DIE ZEIT brachte vor einigen Jahren eine ganze Seite über ihn unter der Überschrift „Der Anti Sarrazin“. Der Kulturkanal ARD-alpha gestaltete letztes Jahr eine Themennacht „Integration“ mit acht seiner Filme.

An Preisen erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande, den Medienpreis der Pfalz, zweimal den Innovationspreis der Mittelstandsvereinigung, den „Städtischen Kunst- und Kulturpreis“ der Stadt Landau, den „Bürgerpreis“ der Sparkasse und zuletzt im Dezember 2016 aus der Hand der Ministerpräsidentin, den „Brückenpreis“ des Landes Rheinland-Pfalz.

Seine Filme wurden fast alle im Fernsehen ausgestrahlt. (desa/red)

Ministerpräsidentin Malu Dreyer ehrt Paul Schwarz mit dem Brückenpreis. Foto: copyright staatskanzlei/pulkowski

Ministerpräsidentin Malu Dreyer ehrte Paul Schwarz mit dem Brückenpreis.
Foto: copyright staatskanzlei/pulkowski

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2 Kommentare auf "Integration wird am 28. November beleuchtet: PEX-Interview mit Filmemacher Paul Schwarz"

  1. Johannes Zwerrfel sagt:

    Wenn islamistische Eltern die Mädchen ins Kopftuch zwingen (wie oben im Bild) kann man sich alle Integrations-Milliarden sparen.
    Denn dann will die Separation in gute Gläubige und lebensunwürdige UNGLÄUBIGE gelebt werden.

  2. GGGGGGKKKKKEEEE sagt:

    „Schauen Sie auf die vielen Türken, die hier leben, über 90 Prozent sind gut integriert, aber darüber wird kaum berichtet.“

    Es ist evident, dass Türken und Araber in nahezu jedem westlichen Land Gruppen mit größten Integrationsproblemen darstellen. Natürlich sind auch viele Türken und Araber gut integriert, aber viele auch nicht.

    63% der „gut integrierten Türken“ stimmten im April diesen Jahres für die Einführung eines Präsidialsystems unter Erdogan in der Türkei …