„Hipp Hipp Hurra!“: Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim feiert 50-jähriges Standort-Jubiläum

23. September 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Ansprache bei Fackelschein: Oberstleutnant Maximilian Olboeter, Germersheimer Bürgermeister Marcus Schaile.
Fotos: pfalz-express.de/Licht
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Germersheim – Die Südpfalz-Kaserne hat am 21. September ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt gefeiert.

Rückblick: Im Jahr 1965 bezogen die ersten Soldaten des damaligen 3. Bataillons des Luftwaffenausbildungsregiments die Kaserne. Offiziell eingeweiht wurde sie allerdings erst im März 1966 und erhielt dabei den Namen Hans-Graf-von-Sponeck-Kaserne. Unter den Gästen befand sich damals auch der Sohn des Namensgebers, Oberstleutnant Curt Graf von Sponeck.

Die offizielle Geburtsstunde der Bundeswehr ist der 12. November 1955: Die ersten 101 Freiwilligen bekommen am 200. Geburtstag des Militärreformers der preußischen Armee, Gerhard von Scharnhorst (1755-1813) ihre Ernennungsurkunden ausgehändigt. Seit dem 1. April 1956 heißt die Armee „Bundeswehr“, drei Monate später wurde aus der Freiwilligen- eine Wehrpflichtarmee.

Ein Jahr nach Gründung der Bundeswehr, im Jahr 1956, wurde die Luftwaffe gegründet: „Wir begehen also nächstes Jahr 60 Jahre Luftwaffe“, sagte der Kommandeur der Südpfalz-Kaserne, Oberstleutnant Maximilian Olboeter, in seiner Ansprache vor geladenen Gästen.

Für die Luftwaffe am Standort Germersheim begann die Geschichte dann neun Jahre später.

Steter Wandel und doch konstant

Viel hat sich seitdem getan. Vom kalten Krieg über die deutsche Einheit, von einer reinen „Abschreckungsarmee“ zu einer Einsatzarmee nach den Terroranschlägen des 11. September 2001, unterlag die Bundeswehr und damit auch der Standort Germersheim ständigem Wandel.

Genaueres zum Luftwaffenausbildungsbataillon gibt es nachzulesen in seiner im letzten Jahr erschienen bebilderten Chronik.

„Panta rei“ – „Alles fließt „-, zitierte Olboeter den griechischen Philosophen Heraklit und nahm Bezug auf die Veränderungen, denen der Standort über die Jahrzehnte unterworfen war. Zwei Konstante gebe es aber: Die Verwurzelung in der Region und den Ausbildungsauftrag der Luftwaffe.

Die Stadt Germersheim und die Südpfalz seien dem Bataillon 50 Jahren lang immer eine gute Heimat gewesen. Das hervorragende Verhältnis zwischen Bürgern und Soldaten sei für ihn – einen Norddeutschen – immer wieder ein „Quell freudiger Überraschung“.

Hier werde Partnerschaft gelebt, die Patenschaften zwischen den Einheiten des Bataillons mit Westheim, Hambach und Germersheim und des Sanitätsversorgungszentrums mit  Schwegenheim seien keine „auf dem Papier stehenden Lippenbekenntnisse“, betonte Olboeter, der den unverkrampften Umgang immer wieder lobend hervorhob.

Dieser habe sich auch beim Germersheimer Festungsfest gezeigt, wo das Bataillon mit einem großen Stand vertreten war. Es habe keinen einzigen unangenehmen Vorfall gegeben: „Im Gegenteil, meine Soldaten haben dort viel Zustimmung erfahren dürfen.“

Dass der Bürgermeister von Germersheim zum jährlichen Straßenfest ausdrücklich darum bitte, dass Soldaten des Bataillons im Feldanzug das Fest besuchen, sei sicherlich einzigartig in der Republik. Viele andere Städte hätten sicherlich ausdrücklich darum gebeten, nicht in Uniform ein Fest zu besuchen – oder vielleicht mit Soldaten am besten gar nicht, so Olboeter.

Dafür ging ein ganz besonderer Dank an Bürgermeister Marcus Schaile.

Der neue Name Südpfalz-Kaserne sei demnach folgerichtig, man trage ihn mit Stolz, so Olboeter weiter. Dennoch werde man die Person Sponeck nicht einfach aus dem Gedächtnis streichen. Sein Gedenkstein verbleibe in der Kaserne, eine zusätzliche Stele beleuchte die Umstände der Umbenennung: „Wir werden uns hier also weiter mit seiner Person und Geschichte auseinander setzen.“

Ausbildungsauftrag

Die zweite Konstante in der Geschichte des Bataillons: Der Ausbildungsauftrag, den Germersheim nun als einzig verbliebenes Luftwaffenausbildungsbataillon weiter ausführt. Zentraler Bestandteil war schon immer die Grundausbildungsorganisation der Luftwaffe. Seit Bestehen des Bataillons war es die erste Station unzähliger Rekruten.

Es wurden aber zwischenzeitlich auch Unteroffiziere für ihre Aufgaben in der Luftwaffe vorbereitet – ein Sonderauftrag vor der Gründung der Unteroffizierschule, den nicht alle Bataillone hatten, sondern nur einige wenige, erklärte der Kommandeur.

Die letzten Jahre waren turbulent: Die Aussetzung der Wehrpflicht, die Umstrukturierung innerhalb der Bundeswehr, ISAF und und die Folgemission Resolute Support, der Sanierungsbedarf an Gebäuden und Wegen in der Kaserne.

Die Grundausbildung, die gleichzeitige hochqualifizierte einsatzvorbereitende Ausbildung, in der Soldaten in einem realistischen Szenario im Übungsdorf „Dobic“ trainiert werden, und auch die großräumige Liegenschaft, das Gelände direkt „vor der Tür“, haben unter anderem den Standort bei der Verkleinerung der Bundeswehr vor der Streichung durch den Rotstift bewahrt.

Immer wieder besuchten hochrangige militärische Entscheidungsträger Germersheim. Vor zwei Jahren war der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière zu Gast, im vergangenen Jahr fand eine wichtige Kommandeurstagung in der Kaserne statt.

Auch der Vater von Maximilian Olboeter, Generalleutnant a. D. Hartmut Olboeter, kam vor über 20 Jahren als damaliger Kommandeur des Luftwaffenausbildungskommandos (Köln) zum Truppenbesuch nach Germersheim.

Seit Juni 2013 gibt es zudem ein neues Konzept der Offiziersausbildung, die seither in Germersheim und Rodt stattfindet und nicht mehr an der Offiziersschule in Fürstenfeldbruck.

Auch in Zukunft wird weiter auf die Dreisäulenpolitik gebaut:

  • die allgemeine Grundausbildung für Soldaten auf Zeit (SaZ) und Freiwillig Wehrdienst Leistende (FWD)
  • die einsatzvorbereitende Ausbildung für Auslandseinsätze
  • die zivilberufliche Aus- und Weiterbildung in Kooperation mit den Pfalz-Flugwerken

Feier auf dem Paradeplatz in der Südpfalz-Kaserne

Musik zum Geburtstag

Auf dem mit Fackeln und blauer Light-Show beleuchteten Paradeplatz spielte sich die eigentliche Geburtstagsfeier für das Bataillon ab. Das Heeresmusikkorps aus Ulm schmetterte unter anderen den Fliegermarsch und den Luftwaffenmarsch – in ausgezeichneter musikalischer Qualität.

Oberstleutnant Olboeter dankte der Stadt Germersheim für die Gastfreundschaft in den vergangenen 50 Jahren: „Ich glaube, das ist es, was die 50 Jahre überdauert hat, auch noch weiter überdauern wird.“

 Schaile: „Herzliche Verbindung“

Bürgermeister Marcus Schaile gratulierte zum 50-jährigen Jubiläum und verwies auf die lange Tradition, die Germersheim mit dem Luftwaffenausbildungsbataillon verbinde. Das Engagement vieler Soldaten und ziviler Mitarbeiter in Vereinen und im kommunalpolitischen Bereich zeige, dass sich die Angehörigen des Bataillons in Germersheim wohlfühlten.

Auch Schaile betonte, dass die Patenschaft mit der Stadt nicht eine reine „am grünen Tisch beschlossene Formalie“ sei, sondern in großer Verbundenheit gelebt werde – es sei eine sehr herzliche Verbindung.

Schaile verwies auf die vielen öffentlichen Gelöbnisse, das Festungsfest, das Straßenfest – Aktivitäten, die gemeinsam mit den Soldaten begangen würden: „Schön, dass sich heute immer noch Angehörige des „Germersheimer Hausbataillons“ unter die Germersheimer Bevölkerung mischen, um mit ihr zu feiern.“

Und so gab es auch ein dazu passendes Ständchen: Das Musikstück „Unsere Garde“, eine Melodie, die vielen alteingesessenen Germersheimern vertraut ist: „Uf de Brigg un die Batschkapp im Knigg“, zitierte Schaile – die Germersheimer haben es wohl verstanden.

Zum Abschluss wurde Stabsfeldwebel Möckel für seine „herausragende Dienstauffassung und unermüdliche uneigennützige Motivation“ mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold ausgezeichnet. Durch sein Vorbild als Unteroffizier sei er Leitbild und Richtschnur für seine Kameraden, lobte der Kommandeur.

Die Bataillonsangehörigen verabschiedeten sich vor dem Ausmarsch mit einem lautstarken und passionierten „Hipp Hipp Hurra!“. (cli)

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