Herxheim: Schultheater AG „Szenario“ erhält Auszeichnung bei Festival – großartige Premiere von „Yvonne, die Burgunderprinzessin“

5. Juli 2016 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Kultur
Der Hofstatt macht sich lustig über Yvonne. Fotos: pfalz-express.de/Kunze

Der Hofstatt macht sich lustig über Yvonne.
Fotos: pfalz-express.de/Kunze

Herxheim – In einer Zeit, anno dazumal, im Königshause Burgund, spielt sich eine unheilvolle Begebenheit ab.

Es ist die Geschichte von einem Königssohn, der sich verlieben möchte in ein Mädchen, das keiner lieben mag. Eine eher ungewöhnliche Prinzessinengeschichte ist es, was der Schauspieler und in dem Fall auch Regisseur Ben Hergl zusammen mit der Theater AG „Szenario“ vom Pamina Schulzentrum in Herxheim auf die Bühne brachte.

Am 2. Juli fand die Premiere des Stücks „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ im Saal des Chawwerusch Theaters statt. Trotz des EM-Spiels Deutschland gegen Italien waren sehr viele Besucher gekommen.

Etliche der jugendlichen Darsteller traten das erste Mal bei einer Theateraufführung auf und überzeugten durch ein lebhaftes und lebendiges Spiel mit viel Witz und Tempo. Dabei ist die Geschichte im Grunde recht tragisch.

Yvonne, die in Mimik und Gestik beeindruckend von der Schülerin Talia Masino dargestellt wird, ist ein Mädchen, das den gesellschaftlichen Ansprüchen nicht genügen kann. „Hässlich, phlegmatisch und abstoßend“ lauten die Beschreibungen ihrer Person. Die Familie will sie loswerden, ohne Hoffnung darauf, dass das je geschehen könnte.

Ausgerechnet Königssohn Philipp, glaubhaft verkörpert von Raffael Bittig, hat sich in den Kopf gesetzt, „wider der Natur“ zu handeln und sich dieses „abstoßende Wesen“ zur Frau zu nehmen. Niemand am Hofe vermag es, den Prinzen zu verstehen. Sie schreiben ihm letztendlich einfach ein gütiges Herz zu.

 Yvonne und ihr Prinz: Es klappt nicht.

Yvonne und ihr Prinz: Es klappt nicht.

Doch die Anwesenheit von Yvonne im Königshaus scheint in jedem die schlechtesten Eigenschaften hervorzurufen. Yvonne selbst wirkt verstört, desorientiert und redet nicht.

Der affektierte König will so eine „Meerkatze“ keinesfalls zur Schwiegertochter. Lukas Walz hatte als Vater von Prinz Philipp die Lacher auf seiner Seite. Seine tänzelnde dickbäuchige Darstellung des lächerlich wirkenden, Grimassen schneidenden Herrschers unterstützte das Bild des Grotesken auf der Bühne. Das gesamte höfische Gehabe, das Gezierte und Unechte wird hier vollends ausgelebt. Ein dunkles Sofa auf dunklem Boden und ein Plastikvorhang unterstreichen diese Atmosphäre.

Yvonne wird verspottet und verhöhnt von den schwarz-weiß gekleideten Perückenträgern, sie, die in tristen Stoff gehüllt keine der Erwartungen erfüllen kann. Es sind nur wenige Worte, die die Prinzessin wider willen spricht. Doch der Satz „Es ist ein Kreis“, in dem niemand einen sinnvollen Inhalt zu erkennen vermag, hat wohl doch einen bedrohlichen Beiklang.

Das Königspaar ist nicht einverstanden mit der Schwiegertochter.

Das Königspaar ist nicht einverstanden mit der Schwiegertochter.

Auch der Prinz beginnt, sich zu ängstigen, und der Zuschauer ahnt zunehmend, dass diese Geschichte vielleicht kein so gutes Ende nehmen wird.

So mancher entdeckt gewissen Züge jener Yvonne in sich selbst, wie die Prinzenmutter – überzeugend von Annika Marz dargestellt. In alten Gedichten, von ihr selbst verfasst, erkennt sie gewisse Parallelen. Die Situation rund um Yvonne wird von den Protagonisten aufgeschaukelt und auf die Spitze getrieben. Am Ende steht der Entschluss: Sie muss weg!

Die satirische Komödie von dem polnischen Autor Witold Gobrowicz, die zwischen 1933 und 1935 entstanden ist, greift nicht nur das Thema Schönheit und Hässlichkeit auf.

Es geht um Diskriminierung, der Andersartigkeit einer Person, die sich gegen diese Überzahl am Hof nicht wehren kann. Ein ewig aktuelles Thema, ein Bühnenstück, das komisch und tragisch zugleich der Gesellschaft einen Spiegel vorhält und zum Nachdenken anregt.

Eine perfekte Auswahl um eine Thematik, mit der man sich so früh als möglich auseinandersetzen sollte und die daher wunderbar auch für eine Schulaufführung passt. Ben Hergl hat das Stück gekürzt, um den anspruchsvollen Text für die Schüler entsprechend zuzuschneiden.

Chawwerusch, AG Szenario, Yvonne, die Burgunderprinzessin Schausp+BenHergl

Am Ende wurde die Darbietung mit einem lang anhaltenden Applaus und einem begeisterten Publikum belohnt. Ein stolzer Regisseur Hergl: „Ich bin sehr gerührt und fand das Spiel großartig. Ein großes Kompliment an alle für diese Leistung.“

In weiteren Rollen waren noch zu sehen: Hanna Burg, Johanna Stephan, Nhu Nguyen, Tia Baumann, Annika Richter und Alina Möhlmann.

Als besondere Auszeichnung der erfolgreichen Theaterarbeit mit Jugendlichen des Pamina Schulzentrums wurde das Stück „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ als Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz zu diesjährigen Schultheaterfestival der Länder (SDL) im September in Erfurt ausgewählt. Es steht auch auf dem Spielplan des diesjährigen rheinland-pfälzischen Landesschultheatertreffens, das vom 11. Juli bis 14. Juli in Herxheim stattfindet.

In diesem Rahmen wird „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ nochmals am Montag, 11. Juli, um 15.30 Uhr im Chawwerusch Theatersaal aufgeführt. (Gabi Kunze)

Der König regt sich auf...und hüpft auf dem Sofa.

Der König regt sich auf…und hüpft auf dem Sofa.

 

Neugierige Hofdamen.

Neugierige Hofdamen.

 

Schauspieler und Autor.

Schauspieler und Autor.

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