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Herxheim am Berg: Roland Becker nicht mehr Mitglied der Freien Wähler: Landesvorsitzender Wefelscheid fordert Abbau der Hitler-Glocke

Die St. Jakobskirche in Herxheim am Berg: Im Glockenturm hängt die umstrittene Glocke. Foto: Pfalz-Express/Ahme [1]

Die St. Jakobskirche in Herxheim am Berg: Im Glockenturm hängt die umstrittene Glocke.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Herxheim am Berg. Die Meldungen über die „Hitler-Glocke von Herxheim“ reißen nicht ab. Die Freien Wähler Rheinland-Pfalz haben sich jetzt ausdrücklich von den Aussagen des ehemaligen Ortsbürgermeisters von Herxheim am Berg, Ronald Becker distanziert.

Becker war am Mittwoch von seinem Amt zurückgetreten. Ein heftige Kritik-Hagel brach über ihn herein, nachdem er in einem Interview in der ARD-Sendung „Kontraste“ den Nationalsozialismus in Teilen relativiert haben soll.

Der Landesvorstand lehne jegliche Geschichtsrelativierung und Verklärung des verbrecherischen Nazi-Regimes strikt ab und habe auch über die Einleitung von „angemessenen Ordnungsmaßnahmen“ beraten, geben die Freien Wähler bekannt.

Mit Schreiben vom 6. September 2017 hat Roland Becker die Mitgliedschaft bei den Freien Wählern mit sofortiger Wirkung beendet. Vor zwei Tagen war Becker als Bürgermeister zurückgetreten.

Für Stephan Wefelscheid, Landesvorsitzender der Freien Wähler Rheinland-Pfalz, ist die Angelegenheit mit dem Austritt von Roland Becker aber noch nicht beendet, hängt die „Hitler-Glocke“ doch nach wie vor in der Kirche von Herxheim und ist dort nach wie vor im Einsatz.

Stefan Wefelscheid, Landesvorsitzender der Freien Wähler Rheinland-Pfalz Foto: Pfalz-Express/Ahme [2]

Stefan Wefelscheid, Landesvorsitzender der 09Freien Wähler Rheinland-Pfalz
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Mit einem Schreiben vom 5. September hatte Wefelscheid den Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche Pfalz,  Christian Schad, um Stellungnahme gebeten, wie lange die „Hitler-Glocke“ noch in der evangelischen Kirche in Herxheim erklingen wird.

Helmut Meinhardt, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Herxheim am Berg, begründete den Gebrauch bekanntermaßen damit, dass der Abbau der Glocke „den Moll-Dreiklang auflösen würde“, was dann „akustisch eine Zumutung wäre“.

Wefelscheid fragte bei Schad nach: „Ich frage Sie, was ist zumutbarer? Die Kirchgänger vorübergehend mit einem Zweiklang zum Gottesdienst zu rufen, oder im Namen Gottes die Nazi Glocke erklingen zu lassen? Es mag richtig sein, durch eine Glockensachverständige die Denkmalwürdigkeit dieser „Hitler-Glocke“ prüfen zu lassen, auch wenn ich die Denkmalwürdigkeit nicht zu erkennen vermag. Bis dahin sollte diese Glocke aber nicht mehr erklingen und unverzüglich aus Ihrer Kirche entfernt werden.“

Eine Antwort auf dieses Schreiben und die Frage, wie lange denn die Glocke noch läuten solle, stehe noch aus, ließ Wefelscheid wissen (Stand 8. September).

Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, habe Recht, wenn er fordere, dass es längst überfällig sei, die Glocke zu entfernen und in den Bestand eines historischen Museums zu übergeben.

(red)

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