Herxheim am Berg: Roland Becker nicht mehr Mitglied der Freien Wähler: Landesvorsitzender Wefelscheid fordert Abbau der Hitler-Glocke

9. September 2017 | Kategorie: Kreis Bad Dürkheim, Politik regional, Politik Rheinland-Pfalz, Regional
Die St. Jakobskirche in Herxheim am Berg: Im Glockenturm hängt die umstrittene Glocke. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Die St. Jakobskirche in Herxheim am Berg: Im Glockenturm hängt die umstrittene Glocke.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Herxheim am Berg. Die Meldungen über die „Hitler-Glocke von Herxheim“ reißen nicht ab. Die Freien Wähler Rheinland-Pfalz haben sich jetzt ausdrücklich von den Aussagen des ehemaligen Ortsbürgermeisters von Herxheim am Berg, Ronald Becker distanziert.

Becker war am Mittwoch von seinem Amt zurückgetreten. Ein heftige Kritik-Hagel brach über ihn herein, nachdem er in einem Interview in der ARD-Sendung „Kontraste“ den Nationalsozialismus in Teilen relativiert haben soll.

Der Landesvorstand lehne jegliche Geschichtsrelativierung und Verklärung des verbrecherischen Nazi-Regimes strikt ab und habe auch über die Einleitung von „angemessenen Ordnungsmaßnahmen“ beraten, geben die Freien Wähler bekannt.

Mit Schreiben vom 6. September 2017 hat Roland Becker die Mitgliedschaft bei den Freien Wählern mit sofortiger Wirkung beendet. Vor zwei Tagen war Becker als Bürgermeister zurückgetreten.

Für Stephan Wefelscheid, Landesvorsitzender der Freien Wähler Rheinland-Pfalz, ist die Angelegenheit mit dem Austritt von Roland Becker aber noch nicht beendet, hängt die „Hitler-Glocke“ doch nach wie vor in der Kirche von Herxheim und ist dort nach wie vor im Einsatz.

Stefan Wefelscheid, Landesvorsitzender der Freien Wähler Rheinland-Pfalz Foto: Pfalz-Express/Ahme

Stefan Wefelscheid, Landesvorsitzender der 09Freien Wähler Rheinland-Pfalz
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Mit einem Schreiben vom 5. September hatte Wefelscheid den Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche Pfalz,  Christian Schad, um Stellungnahme gebeten, wie lange die „Hitler-Glocke“ noch in der evangelischen Kirche in Herxheim erklingen wird.

Helmut Meinhardt, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Herxheim am Berg, begründete den Gebrauch bekanntermaßen damit, dass der Abbau der Glocke „den Moll-Dreiklang auflösen würde“, was dann „akustisch eine Zumutung wäre“.

Wefelscheid fragte bei Schad nach: „Ich frage Sie, was ist zumutbarer? Die Kirchgänger vorübergehend mit einem Zweiklang zum Gottesdienst zu rufen, oder im Namen Gottes die Nazi Glocke erklingen zu lassen? Es mag richtig sein, durch eine Glockensachverständige die Denkmalwürdigkeit dieser „Hitler-Glocke“ prüfen zu lassen, auch wenn ich die Denkmalwürdigkeit nicht zu erkennen vermag. Bis dahin sollte diese Glocke aber nicht mehr erklingen und unverzüglich aus Ihrer Kirche entfernt werden.“

Eine Antwort auf dieses Schreiben und die Frage, wie lange denn die Glocke noch läuten solle, stehe noch aus, ließ Wefelscheid wissen (Stand 8. September).

Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, habe Recht, wenn er fordere, dass es längst überfällig sei, die Glocke zu entfernen und in den Bestand eines historischen Museums zu übergeben.

(red)

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5 Kommentare auf "Herxheim am Berg: Roland Becker nicht mehr Mitglied der Freien Wähler: Landesvorsitzender Wefelscheid fordert Abbau der Hitler-Glocke"

  1. Philipp sagt:

    Kommt als nächstes die Forderung, dass auch die Glocken abgehängt werden müssen, die mit der „bösen“ Hitlerglocke zusammen geläutet haben?
    Und dass all die Herxheimer Bürger, die diese Glocken in den letzten 70 Jahren gehört haben, zur Entnazifizierung müssen?
    Vielleicht sollte man auch die Kirche abreissen, in der diese Glocke hing?
    Vielleicht würde auch helfen, wenn man die Hysteriker mal eine viertel Stunde unter die kalte Dusche stellen würde, damit sie wieder einen klaren Kopf bekommen?
    Sonst melde ich noch die Forderung an, dass vegane und vegetarische Ernährungsweisen verboten werden, denn bekanntlich war Hitler persönlich davon sehr angetan!

  2. Werling sagt:

    Jedem, der sich diesem Glocken-Woodoo hingibt, sollte sofort der Klingelbeutel unter die Nase halten werden, damit er seiner Gesinnung ganz praktisch Nachdruck verleiht und eine „reine“ Glocke gegossen werden kann. Aber diesmal bitte auf zeitgemäße Dekorationen* verzichten. Ein Spruchband wie:

    IN DANKBARKEIT UNSERER LIEBEN ANGELA MERKEL

    mit darunter platzierter Raute könnte sonst in 80 Jahren zu ähnlichen Entrüstungen führen wie heute.

    * Nur zur Erinnerung: Es handelt sich um den Ersatz einer Polizei-Glocke, die bei einem Brand zerstört wurde. Die Glocke kam nicht als Ehrerbietung des Führers in den Turm und hatte nicht den Zweck, zu Bösem aufzurufen. Es ist die Frage an die Historiker, ob die Gemeinde überhaupt die Möglichkeit hatte, auf Nazi-Symbolik zu verzichten. Nicht ganz außer Acht sollte auch das Entstehungsjahr gelassen werden: 1934. Zu der Zeit waren die Nazis für die Mehrheit noch die Guten, so wie heute die … – na ja, was auch immer.

  3. Lucifer´s Friend sagt:

    Diese Hysterie um eine Glocke mit dem Hakenkreuz ist einfach Lächerlich und wenn diese Glocke in einer Kirche in den USA hängen würde, würde es Stefan Wefelscheid und Josef Schuster nicht kratzen. Ich Danke dem Bürgermeister, daß er aus den Freien Wähler ausgetreten ist, ich würde es ihm gleichtun, denn normal kann das nicht sein, daß man einen solchen Tamtam um eine Glocke macht, nur weil sie ein Hakenkreuz hat. Mit „Demokratie“ hat die Forderung, die Glocke zu Entfernen, jedenfalls nichts zu tun und die Forderer wollen „Demokraten“ sein, Pfui !

  4. Fred S. sagt:

    Vorne mit dabei wieder dieser Antifa-Heuchler aus der Staatskanzlei, der letzte Woche noch vor der Kaserne der Bepo Krokodilstränen über den SPD finanzierten G20-Mob vergoss…

    “Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk und es gnade euch Gott.”

    Theodor Körner

  5. GGGGKEEEE sagt:

    Immerhin ist jeder große Zapfenstreich und jeder Staatsbesuch auch eine indirekte Führerhuldigung. Wenn es um die Selbstbeweihräucherung geht, stören Wehrmachts-Relikte überhaupt nicht:

    „Anders als Repräsentationseinheiten vieler anderer Staaten verwendet das Wachbataillon für zeremonielle Anlässe nicht das jeweils eingeführte Sturmgewehr, sondern noch den K98k (Karabiner 98 kurz) der Wehrmacht. Diese sind nicht mehr schussfähig. Bei Schauauftritten so genannter Drillteams kann jedoch noch mit Platzpatronen geschossen werden. Erst 1995 wurden von den aus der Zeit vor 1945 stammenden Karabinern das teilweise noch vorhandene Beschusszeichen mit Hakenkreuz entfernt, nachdem dies im Bundestag seitens der SPD kritisiert worden war,“

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wachbataillon