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Hatzenbühl: Tabakrundweg eröffnet – romantischer Weg durch Vergangenheit und Gegenwart der Kulturpflanze

24. Mai 2016 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional
Bürgermeister Karlheinz Henigin (lil) und Landrat Dr. Fritz Brechtel enthüllen die Hinweistafel am Startpunkt. Fotos: pfalz-express.de/Licht Fotostrecke am Textende

Bürgermeister Karlheinz Henigin (lil) und Landrat Dr. Fritz Brechtel enthüllen die Hinweistafel am Startpunkt.
Fotos: pfalz-express.de/Licht
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Hatzenbühl – Die Sonne strahlte über den historischen Pfarrgarten und der Musikverein schmetterte die Tabakfanfare: Ortsbürgermeister Karlheinz Henigin eröffnete am Samstag den Tabakrundweg zusammen mit Landrat Dr. Fritz Brechtel.

Hatzenbühl ist die älteste Tabakanbau-Gemeinde in Deutschland. Vermutlich schon im Jahr 1573 hatte Pfarrer Anselmann erstmals Tabak als Heilpflanze im Pfarrgarten angebaut.

Nicht fehlen durfte natürlich die Tabakkönigin des Ortes, Eva I. Mit dabei auch der Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler und die Bürgermeister der Verbandsgemeinde Jockgrim, zu der Hatzenbühl zählt, waren gekommen, um feierlich die große Übersichtstafel am Startpunkt des 2 Kilometer langen Rundwegs zu enthüllen. Aus Herxheim war Bürgermeisterin (VG) Hedi Braun mit von der Partie. Aus Knittelsheim war das Kätzel angereist.

Nicht fehlen durfte natürlich die Tabakkönigin des Ortes, Eva I. Mit dabei auch der Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler und die Bürgermeister der Verbandsgemeinde Jockgrim, zu der Hatzenbühl zählt. Alle waren gekommen, um feierlich die große Übersichtstafel am Startpunkt des 2 Kilometer langen Rundwegs zu enthüllen. Aus Herxheim war Bürgermeisterin (VG) Hedi Braun mit von der Partie. Aus Knittelsheim kam das Kätzel angereist.

Tabak jahrhundertelang Lebensgrundlage

Als Sprecher der Initiatoren des Tabakrundwegs stellte Ernst Wünstel das Projekt und seine Entstehung vor.

In Hatzenbühl habe man viele Jahrzehnte seinen Lebensunterhalt hauptsächlich durch Tabakanbau erwirtschaftet, erzählte Wünstel.

Bis zur Blauschimmelkatastrophe 1960 (Wissenschaftlicher Versuch, Pilzsporen verursachten damals die weitgehende Zerstörung des mitteleuropäischen Tabakanbaus) hätten fast alle Einwohner des Dorfs den Tabakanbau im Haupt- oder Nebenerwerb betrieben.

Zeitweise seien es mehr als 350 Pflanzer gewesen. Der Tabakanbau habe das Dorf und seine Einwohner bis dahin geprägt.

Von der beginnenden Industrialisierung in den 60er Jahren fand auch in Hatzenbühl ein Strukturwandel statt. Die Landwirtschaft allgemein, und damit auch der Tabakanbau, verloren zunehmend an Bedeutung. Heute betreiben nur noch zwei Unternehmen den Tabakanbau, führte Wünstel aus.

Viele junge Menschen hätten keine genaue Vorstellung vom Tabakanbau in der Vergangenheit und auch nicht von den moderneren Methoden heutzutage. Auch deshalb sei der Rundweg wichtig.

Wünstel lobte den Musikverein Hatzenbühl, der lange Zeit die einzige Organisation gewesen sei, die mit ihren Aktivitäten wie den Einlesewettbewerb oder der Installation einer Tabakkönigin an die Tabaktradition erinnert und die Gemeinde auch weitläufiger bekannt gemacht habe. Schon seit 1973 ziert eine Tabakblüte das Revers der Musiker und den Notenständerbehang der „Hatzenbühler Dorfmusikanten“.

Auch der Heimatverein habe in viel getan: Requisiten des Tabakanbaus zusammengetragen, gepflegt und erhalten, Ausstellungen organisiert und sogar einen Film gedreht.

Tabakrundweg Hatzenbühl

„Ein Weg ist immer geöffnet“

Auf Wünstels Initiative haben sich im Januar 2015 einige Mitstreiter erstmals getroffen mit dem Ziel, die Verbindung der Gemeinde zum Tabakanbau dauerhaft sichtbar zu machen. So entstand die Idee des Tabakrundwegs.

In einem Museum sei eine permanente Betreuung nötig – das habe man nicht gewollt, sagte Wünstel. Mit einem Weg würden auch keine laufenden Kosten anfallen – und er habe Tag und Nacht geöffnet.

Infotafeln mit QR-Code

Landrat Brechtel und Bürgermeister Henigin setzten im Pfarrgarten vier kleine Tabakpflanzen ein und enthüllten das Hinweisschild, dann wurde der Tabakrundweg offiziell beschritten.

Vier themenspezifische Informationstafeln sind entlang des Weges aufgestellt. Die Themen beschreiben das sogenannte „Tabakjahr“:

  • Aufzucht von Samen zum Setzling
  • Setzen der Pflanzen und deren Pflege
  • Ernten, Einlesen, Trocknen
  • Büscheln, Einwiegen, Verkaufen

Neben Fotos und Texten gibt es auf den Tafeln einen QR-Code, den man mit dem Smartphone scannen kann, um einen kleinen Filmausschnitt aufzurufen.

Am Startpunk dient die Übersichtstafel der Orientierung über die Wegführung. Entlang des Wegs stehen noch zahlreiche alte Trockenschuppen. Auch daran sind Info-Tafeln angebracht. Die Familien Willy und Hoffmann hatten sich bereit erklärt, ihre Tabakschuppen für Besucher zugänglich zu machen.

Einige Bürgern stellen sogar ihre Grundstücke und Gärten für die Anpflanzung von Tabak zur Verfügung, so dass man auch in privaten „Sprengeln“ Tabakpflanzen besichtigen kann. Für Bildungseinrichtungen oder zu speziellen Anlässen werden auch Führungen angeboten.

Der Rundweg soll mittelfristig an den bereits bestehenden, überregionalen Radweg „Tabak-Tour“ angebunden werden. Landrat Brechtel hat hierfür seine Unterstützung zugesagt.

Nach dem ersten Rundgang wurden die Besucher von der Gemeinde und dem Heimatverein in den Gemeindeschuppen zur Stärkung eingeladen. Darin hatte der Heimatverein eine kleine Ausstellung von Gerätschaften, die bei der Arbeit mit dem Tabak gebraucht wurden, organisiert.

Am Ende erhielt jeder Gast als Geschenk eine kleine Tabakpflanzen zum Mitnehmen. (red/cli)

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