Hans-Rosenthal-Ehrenpreis: Pfalz-Express sprach mit Preisträger Monsignore Pirmin Spiegel

12. März 2017 | Kategorie: Kultur, Landau, Regional
Pirmin Spiegel: Bewegte Freude über einen angesehenen Preis. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Pirmin Spiegel (mit Preis): Bewegte Freude über einen angesehenen Preis. Gert Rosenthal (rechts) übergibt die dazugehörige Urkunde.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Monsignore Pirmin Spiegel heißt der diesjährige Träger des Hans-Rosenthal-Ehrenpreises.

Der aus Großfischlingen stammende Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzende des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, der in Landau das Eduard-Spranger-Gymnasium besucht hat, wurde im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in der Landauer Jugendstil-Festhalle mit dem Preis geehrt.

Pirmin Spiegels weltoffene Art hat ihm überall viele Freunde eingebracht. Einige von ihnen nutzten die Gelegenheit, Spiegel an diesem Abend wieder zu treffen. Ein Grund, warum die Ehrenpreis-Verleihung im Großen Saal der Festhalle stattfand.

Im Vorfeld der Veranstaltung trug sich Pirmin Spiegel in das Goldene Buch der Stadt Landau ein.

Vor der feierlichen Veranstaltung in der Jugendstil-Festhalle trug sich Preisträger Pirmin Spiegel in das Goldene Buch der Stadt Landau ein. Foto: ld

Vor der feierlichen Veranstaltung in der Jugendstil-Festhalle trug sich Preisträger Pirmin Spiegel in das Goldene Buch der Stadt Landau ein.
Foto: ld

Oberbürgermeister Thomas Hirsch betonte, es sei eine große Ehre, eine so verdiente Persönlichkeit wie Pirmin Spiegel in Landau begrüßen zu dürfen.

„Misereor setzt sich seit Jahrzehnten für die Ärmsten der Armen ein und unterstützt zahlreiche Hilfsprojekte in Asien, Afrika und Lateinamerika. Dieses Engagement verdient unser aller Respekt. „Ich erbarme mich“ bedeutet Misereor übersetzt – und das trifft in besonderem Maße auf den Geschäftsführer und Vorsitzenden, Monsignore Pirmin Spiegel, zu.“

Als Priester und Missionar sei Spiegel lange Jahre in Brasilien tätig gewesen, wo er früh auch Kontakte zum Hilfswerk Misereor geknüpft habe, so Oberbürgermeister Hirsch.

Der heutige Misereor-Chef habe sich in seiner gesamten bisherigen Arbeit für Flüchtlinge und Menschen in Not eingesetzt – ein Engagement, das gerade in der heutigen Zeit aktuell und dringlich sei. Die Arbeit des kirchlichen Hilfswerks sei auch für die Kommunen von Bedeutung, führte der Landauer OB weiter aus, da sie einen Beitrag zur Beseitigung von Fluchtursachen in aller Welt leiste.

Der Preisverleihung in der Jugendstil-Festhalle wohnten zahlreiche Ehrengäste bei – unter anderem der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck, der auch zur Jury des Hans-Rosenthal-Ehrenpreises gehört, Hans Rosenthals Sohn Gert Rosenthal und dessen Frau Dr. Sabine Göhr-Rosenthal, der frühere Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle und der Speyerer Weihbischof Otto Georgens.

Oberbürgermeister Hirsch überbrachte die Grüße des Landauer Ehrenbürgers Friedrich Kardinal Wetter.

Pirmin heiße der „Beharrliche“, so der frühere ZDF-Intendant Prof. Dr. Markus Schächter, der die Laudatio auf Pirmin Spiegel hielt. Schächter ist heute Mitglied des vatikanischen Mediensekretariats Papst Franziskus und berät ihn in Medienangelegenheiten.

Durch den Abend führte Fernseh- und Radiomoderatorin Andrea Ballschuh. Die musikalische Begleitung steuerte der Chor „Come together“ aus Bad Bergzabern bei, in dem Flüchtlinge und Einheimische unter Leitung von Peter Kusenbach gemeinsam singen. Die Liedbeiträge wurden von den Gästen mit großem Beifall honoriert.

Der Preis wurde feierlich an Pirmin Spiegel durch OB Thomas Hirsch, Ministerpräsident a.D. Kurt Beck, Udo Vogel, Vorsitzender der „Aktion Hilfe in Not“ und Gert Rosenthal, Sohn des verstorbenen Showmasters Hans Rosenthal und Vorsitzender der Hans-Rosenthal-Stiftung übergeben.

Der sichtlich bewegte Pirmin Spiegel benützte in seinen Dankesworten das Gleichnis des Schwimmenkönnens, wie es Hans Rosenthal erst mit 25 Jahren erlernte. „Ich kann mich über Wasser halten“, habe dieser gesagt. Vielen Millionen Menschen stehe das Wasser bis zum Hals. Auch sie könnten sich ohne Hilfe nur mühsam über Wasser halten, erklärte Spiegel.

Im Laufe des Abends wurden noch zwei Geldspenden übergeben. Karin Hechler von den Wachthäuslern und Helmut Braun, Vorstand der Dieter Kissel-Stiftung überreichten noch je 500 Euro an die Aktion Hilfe in Not, die bedürftigen Menschen in der Region Unterstützung gibt. Udo Vogel, Vorsitzender des Vereins gab auch einige Beispiele hilfsbedürftiger Personen, die in letzter Zeit unterstützt wurden.

Der Hans-Rosenthal-Ehrenpreis wird seit dem Jahr 2003 von der Hans-Rosenthal-Stiftung, der Gert Rosenthal vorsitzt, und dem Verein „Aktion Hilfe in Not“ in der Landauer Jugendstil-Festhalle verliehen. Der mit 10.000 Euro dotierte Charity-Preis ehrt Menschen und Organisationen, die sich in herausragender Weise und uneigennützig für Notleidende einsetzen.

Vor Pirmin Spiegel wurden unter anderem Daniela Schadt, Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck und Schirmherrin des Müttergenesungswerks, die Aktion „Ein Herz für Kinder“ und das Kinderhospiz „Sterntaler“ ausgezeichnet. Die knapp 40 Zentimeter große und rund 6 Kilogramm schwere Bronze-Plastik, die den Preisträgern überreicht wird, stellt einen Pelikan dar – ein christliches Symbol der Fürsorge und Nächstenliebe.

Pirmin Spiegel, studierter Philosoph und Theologe, wurde im Jahr 1986 zum Priester geweiht. In den 1990er war er erstmals als Missionar in Brasilien tätig. In Deutschland wirkte er unter anderem in Kaiserlautern und Blieskastel.

Seit 2012 ist er Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender von Misereor. Im selben Jahr wurde Pirmin Spiegel von Papst Benedikt XVI. zum päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) ernannt. Das Preisgeld für den Gewinn des Hans-Rosenthal-Ehrenpreises kommt der Flüchtlingsarbeit der Partnerorganisationen von Misereor im Mittleren Osten und Norden Afrikas zugute.

Der Pfalz-Express (PEX) sprach vor der Veranstaltung mit dem Preisträger, Monsignore Pirmin Spiegel

Monsignore Pirmin Spiegel schreibt ins Goldene Buch der Aktion Hilfe für Not. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Monsignore Pirmin Spiegel schreibt vor dem Interview einige Zeilen ins Goldene Buch der Aktion Hilfe für Not.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

PEX: Spiegel ist eigentlich ein typisch pfälzischer Name. Haben Sie noch Verwandte in der Pfalz?

Ja, den Namen gibt es häufig in der Gegend. Die Spiegels, mit denen ich verwandt bin, sind zwischen Pirmasens und dem Rhein unterwegs.

PEX: Wie oft zieht es Sie in die Pfalz, wo leben Sie zur Zeit und was bedeutet der Begriff „Heimat“ für Sie?

Ich lebe in Aachen, versuche aber einmal im Monat in die Pfalz zu kommen. In Speyer habe ich viele Freunde. Hier habe ich meine Wurzeln, aber Heimat ist dort, wo ein Mensch Anker werfen kann. Heimat kann an sehr vielen Orten sein. Die Seele braucht Heimat. Wenn Heimat allerdings nationalistisch oder grenzenbauend gemeint ist, dann sage ich nein dazu.

PEX: Fühlen Sie sich mehr als „Kirchenmann“ oder bekommt der Geschäftsmann öfter die Oberhand?

Es gibt 340 Mitarbeiter bei Misereor. Ich kann nicht sagen, jetzt bin ich Missionar, jetzt Kirchenmann, jetzt Geschäftsmann. Das sind Fäden, die zusammen gehören, die nicht aufzutrennen sind. Ich versuche als Christ Botschafter für das Projekt Jesu zu sein. Und das hat ganz verschiedene Dimensionen.

PEX: Was bedeutet die Bezeichnung „Monsignore“?

Das ist ein Ehrenkaplan, eine Art der Anerkennung für die Arbeit, die ich bei Misereor tue. Sie wurde mir von Papst Benedikt verliehen.

PEX: Haben Sie mit dem aktuellen Papst Franziskus zu tun?

Den neuen Papst habe ich schon mehrfach gesehen und auch mit ihm gesprochen. Ich bin immer mal in Rom, und wohne dann in Santa Martha, wo auch der Papst lebt.
Es kann sein, dass er morgens, wenn man beim Frühstück sitzt, hereinkommt und sich dazu setzt. Er ist sehr unkompliziert.

PEX: Können Sie etwas zu der von Ihnen gegründeten landwirtschaftlichen Schule sagen?

In Brasilien ziehen immer mehr Menschen in die großen Städte. Die Frage ist: Wie kann auf dem Land ein nachhaltiges Leben ermöglicht werden?

In den 90er Jahren wurde eine Schule begründet um Jugendlichen eine gute Zukunftsmöglichkeit in der eigenen Heimat zu ermöglichen und um etwas der Migration in die Millionenmetropolen entgegen zu setzen.

Aber es ist ein komplexes Thema. Denn man braucht Land, und muss viele weitere Komponenten bedenken. Im April werde ich übrigens wieder nach Brasilien reisen.

PEX: Die Ziele von Misereor sind gerade heute aktueller denn je. Warum?

Misereor wurde 1958 gegen Hunger und Armut als Hilfsorganisation gegründet. Doch es sollte nicht Hilfe geleistet werden um damit Menschen in die Abhängigkeit zu bringen und ihrer Würde zu berauben, sondern damit Menschen mit ihren eigenen Fähigkeiten und Ideen gut unterwegs sind. Das versuchen wir in fast 100 Ländern mit Partnerorganisationen zu leisten.

PEX: Und die aktuelle Flüchtlingssituation?

Wir haben zum Beispiel Projektpartner, die in Aleppo, Jordanien und dem Libanon arbeiten. Von den über 60 Millionen Flüchtlingen weltweit, die es nach dem UN-Flüchtlingsrat gibt, kommt nur ein geringer Teil nach Europa. Die meisten bleiben in ihren Ländern oder Nachbarländern. Dort gibt es große wirtschaftliche Probleme. Wir müssen deren Sorgen ernst nehmen und darüber reden – Solidarität hört nicht an Landesgrenzen auf.

PEX: Was bedeutet Ihnen persönlich der Hans-Rosenthal-Ehrenpreis?

Er symbolisiert Anerkennung für humanitäres und soziales Engagement. Ich sehe mich stellvertretend für alle, die im humanitären Engagement unterwegs sind, damit wir in einer Welt leben, in der alle Menschen in Würde existieren können. Ich nehme ihn stellvertretend für all Jene sehr gerne entgegen. (desa/ld)

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