Grundschulen Hagenbach und Steinweiler gewinnen beim Bundeswettbewerb „Spielen macht Schule“ große Spielesammlungen

12. November 2017 | Kategorie: Kreis Germersheim
Die Schüler aus Steinweiler sind mit Lehrerin Fuhrmann in der Ecke mit den Spielen „Die Leseratte“ und „Dobble“ beschäftigt, am Tisch spielt Rektorin Heppenheimer beim „Activity  junior“ mit.   Foto: lumi

Die Schüler aus Steinweiler sind mit Lehrerin Fuhrmann in der Ecke mit den Spielen „Die Leseratte“ und „Dobble“ beschäftigt, am Tisch spielt Rektorin Heppenheimer beim „Activity  junior“ mit.  
Foto: lumi

Hagenbach/Steinweiler – Die Grundschule Hainbuchenschule und die Grundschule Steinweiler haben aufgrund ihres originellen und durchdachten Konzepts für ein Spielezimmer eine komplette Spieleausstattung gewonnen.

Sie hatten sich am diesjährigen bundesweiten Wettbewerb für Grundschulen der Initiative „Spielen macht Schule“ beteiligt. Sie waren bei den ausgewählten 201 Gewinnerschulen. Dabei wurden die besten Konzepte von einer Fachjury prämiert.

Diese Initiative wurde vom Verein „Mehr Zeit für Kinder“ und dem „ZNL Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen“ ins Leben gerufen. Unterstützt wird sie von den 16 Kultusministerien. Dem immer stärker werdenden Einfluss der Bildschirmmedien möchte die Initiative entgegenwirken.

Die kostenlosen Spiele der verschiedensten Kategorien (Experimentieren und konstruieren, Konzentration und Geschicklichkeit, Logik und Strategie, Outdoor und Bewegung, Rollenspiel und Sozialkompetenz, Sprechen, lesen, schreiben und Wissen und verstehen) werden von den Mitgliedsunternehmen des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie zur Verfügung gestellt. Für die Wünsche der Schulen ist keine Budgetgrenze vorgesehen. Sie sollen sich bei der Zusammenstellung an Klassengrößen und Einsatzplänen orientieren.

In Hagenbach brachte Rektorin Daniela Mendes Freire den Wettbewerb als Aushang ins Kollegium. Lehrerin Laura Kurz kümmerte sich gleich begeistert darum. „Ich war neulich erschrocken, als ich beiläufig einige Jungs der ersten Klassen gefragt habe, was sie denn so spielen und „Playstation, XBoX oder Tablet“ die häufigsten Antworten waren“, erzählt sie.

“Deshalb war es Zeit, dass wir als Grundschule unseren Kindern das Spielen wieder näher bringen, Gemeinsamkeit stärken, Fairness fördern, Strategien entwickeln, Spaß erleben, Gewinner und Verlierer sein können, bauen, konstruieren, Spuren im Gehirn hinterlassen, spielerisch lernen und am Ende  gemeinsam wieder aufräumen“ hieß es dann  in der Bewerbung.

Dazu waren sechs Leitfragen im Konzept ausführlich auszuarbeiten. Dabei ging es darum, wer von diesem Spieleangebot profitieren soll, wann und wo gespielt werden kann, wie die Betreuung des Spieleangebotes organisiert werden soll, wie die Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Angebots gesichert wird und wie die Familien der Schüler integriert werden können.

In Hagenbach sollen durch die Einrichtung eines Spielezimmers bei der Kooperation Kindergarten-Grundschule Spielevormittage in der Schule angeboten werden. In der betreuenden Grundschule, die bereits Spiele vor dem Unterricht anbietet, sollen mit einem erweiterten Angebot und dem Ausbau des Betreuungszimmers in ein Spielzimmer die Wartezeit bis zum Unterricht „sicher spielend wie im Flug vergehen“ –so die Lehrerin.

Als Schwerpunktschule bestehe auch ein hoher Bedarf an Differenzierungsmaterial. Die Spiele können sowohl zur Förderung durch die Förderlehrer im eigens dafür eingerichteten Förderraum dienen als auch zur inklusiven Förderung im Klassenverband – voneinander und miteinander spielend lernen. Mit sozial emotional auffälligen Kindern kann durch das Spieleangebot in einem überschaubaren Rahmen Fairness trainiert werden, da das Einhalten von Regeln im großen System Schule besonders schwer falle.

Für den Raum der betreuenden Grundschule ist ein neues Raumkonzept angedacht. Neue Regale und Schränke sorgen für eine übersichtlichere Präsentation der Spiele. Nach der Betreuung kann dieser Raum auch als Forscherraum und Spielezimmer nutzbar gemacht werden.

Durch mobile und stabile Boxen sollen die Spiele klassen-oder stufenweise in den Klassen- und Fachräumen benutzt werden können. Das Angebot an Arbeitsgemeinschaften in der  Ganztagsschule kann durch eine Spiel-AG erweitert werden.

Es besteht die Möglichkeit, die Spiele themensortiert für den Unterrichtseinsatz oder nach Klassenstufen (altersgerecht) sortiert anzubieten. Die Ausgabe im Klassenzimmer kann durch den Lehrer erfolgen, durch eine Katalogisierung können die Spiele in die Ausleihe der Schulbücherei aufgenommen werden.

Eine zeitlich begrenzte Ausleihe für Schüler und Lehrer gewährleistet, dass sie von jedem gespielt werden können und auch wieder zurück gebracht werden. Ein Spieledienst überprüft nach Rückgabe die Spiele auf Vollständigkeit.

Mit ihrem Büchereiausweis können Schüler auch Spiele für Zuhause ausleihen und Familien können mal wieder spielend an einem Tisch zusammen kommen. Innerhalb des Klassenverbandes bieten die Lehrer Spielevormittage an, zu denen auch die Familien eingeladen sind. Am Nachmittag könnten Eltern auch zur Spiele-AG kommen und mit den Kindern neue Spiele ausprobieren.

Laura Kurz hat Spiele ausgesucht, die sowohl im freien Spiel und den AG`s wie auch im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden können. Für den Deutschunterricht war das Hauptaugenmerk gelegt auf Spiele, die die Kommunikation anregen, den Wortschatz erweitern und wo die Schüler viel miteinander agieren müssen.

Im Mathematikunterricht werden durch die Spiele Logik, Strategie, Mengenverständnis und geometrisches Vorstellungsvermögen angesprochen. Für den Sachunterricht gibt es Experimentierkästen. So können die Schüler ein eigenes Windenergierad bauen oder die electronic Experimentierkästen verwenden.

Im Religionsunterricht kann eine Playmobilpyramide zum Thema Ägypten und Mose gebaut werden. Insgesamt erhielt die Schule ihre komplette Wunschliste mit 146 Spielen bei 26 verschiedenen Angeboten erfüllt. Das heißt manche Spiele wurden in mehrfacher Ausfertigung – bis zu zehnmal – bestellt und auch geliefert. Jetzt ist auch das Lehrerkollegium am Ausprobieren der einzelnen Spiele.

Steinweiler: Kinder sollen sich wohl fühlen

Da war die kleinere Grundschule in Steinweiler doch etwas bescheidener mit ihrem Wunschzettel. Sie bestellte 19 verschiedene einzelne Spiele und bekam diese auch so zugeschickt. Rektorin Bärbel Heppenheimer hatte den Wettbewerb in einer Konferenz vorgestellt, die soziale Kompetenz herausgestellt und die beiden Lehrerinnen Yasmin Fuhrmann und Anne Thiele gleich für eine Konzepterstellung gewinnen können.

In der Beantwortung der sechs Leitfragen ähnelt die Grundschule Steinweiler der von Hagenbach. „Für uns Lehrerinnen ist es ein großes Ziel, dass unser Schulhaus nicht nur ein Lern-, sondern auch ein Lebensort für unsere Kinder wird, an dem sie sich wohlfühlen und gerne aufhalten. Im gemeinsamen Spiel können sie Phasen der Ausgelassenheit im manchmal anstrengenden Schulalltag erfahren“ meinen die beiden Lehrerinnen.

Durch die neue Spielauswahl könnten die lese- und rechenschwachen Schüler und die mit Migrationshintergrund profitieren. Aber auch die leistungsstarken Schüler könnten ihre Fähigkeiten erweitern. Durch den gezielten Einsatz der Konzentrations- und Geschicklichkeitsspiele im Unterricht könnten Kinder mit Konzentrationsproblemen Förderung und auch Phasen der Entspannung erfahren. Durch die Spiele sollten soziale, personale, fachliche und motorische Fähigkeiten angebahnt werden.

Hauptsächlich sollen die Materialien in den Klassenräumen genutzt werden. Gruppentische und Leseecken bieten Platz, um in angemessener Lernatmosphäre zu spielen. Ebenso eröffnet der Schulhof mit seinem grünen Klassenzimmer und der Wiese neue Spielräume.

Das Spielezimmer ist noch nicht ganz fertig. Im Moment ist es aus Platzproblemen ein Multifunktionsraum. Jetzt lernen die Schüler im Projektunterricht, der eigentlich für sportliche, musikalische und künstlerische Projekte da ist, die Spiele kennen und probieren sie somit aus. (lumi)

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