Donnerstag, 25. April 2024

Gläubige begehen mit feierlichen Ostergottesdiensten den Höhepunkt des Kirchenjahres

5. April 2015 | Kategorie: Allgemein, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional

Osterfeuer in der Vorhalle des Doms.
Foto: Landry

Speyer . Mehrere tausend Gläubige besuchten an den Ostertagen die festlich gestalteten Ostergottesdienste im Speyerer Dom. In der Osternacht feierten sie die Auferstehung Jesu als Höhepunkt des Karwoche und des gesamten Kirchenjahres.

„Ostern ist die Liebe, die in den Wunden dieser Welt leuchtet“, wies Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann bei seiner Predigt am Ostersonntag auf den inneren Zusammenhang mit den vorangegangenen Tagen hin.

„Es gibt kein Ostern ohne Gründonnerstag und Karfreitag. Diese drei Tage bilden ein Geschehen.“ Was Auferstehung bedeutet, können niemals an den Wunden dieser Welt vorbeigehen. Wer Ostern von der Todesangst Jesu auf dem Ölberg und von dem gewaltlosen Erleiden eines gewaltsamen Todes am Karfreitag ablöse, ebne den Weg zu einer religiösen Banalisierung des Todes oder umgekehrt zu seiner Heroisierung.

„Man kann den Auferstandenen nicht ohne seine Wunden sehen. Im Gegenteil: Man sieht ihn erst durch seine Wunden hindurch.“ Er erinnerte an die vielen Menschen auf der Flucht, „deren Ölbergstunden der Angst vor Terror und Gewalt kein Ende zu nehmen scheinen.“ Es falle in diesem Jahr nicht leicht, angesichts des Todes und der Gewalt in der Welt über die Freude der Auferstehung zu predigen. „Das Gewaltsame des Todes greift nach uns in der unbegreiflichen Tragik unschuldiger Schicksale, die er mit sich in den Abgrund zieht, und in der rücksichtslosen Brutalität, mit der er seine Wunden schlägt“, so Bischof Wiesemann auch im Blick auf die Opfer des Flugzeugabsturzes in Südfrankreich. „Wir fühlen mit den Betroffenen, den Angehörigen der Opfer und auch des Täters.“

Der Mädchenchor, die Domsingknaben, der Domchor und das Domorchester führten im Rahmen des festlichen Gottesdienstes die „Missa in C“ („Spaurmesse“, KV 258) von Wolfgang Amadeus Mozart und das „Halleluja“ aus dem „Messiah“ von Georg Friedrich Händel auf.

Neuer Raum für das Wirken Gottes

In seiner Predigt in der Osternacht betonte Bischof Wiesemann, die österliche Botschaft des leeren Grabes sei nicht nur der physische Beweis für die Auferstehung Jesu. Das leere Grab weise auch auf den neuen Raum für das Wirken Gottes hin, der alle geschlossenen Denkweisen des Menschen durchkreuze. Es schaffe ungeahnte Möglichkeiten der Freiheit Gottes, selbst über die Macht des Todes hinaus.

Der Bischof verwies auf die Taufbewerberin, die im Anschluss an die Ansprache das Sakrament der Taufe empfing. Aufgewachsen in der ehemaligen DDR, in einer Welt ohne Gott, habe sie im Westen zum christlichen Glauben gefunden. In ihrer Taufe werde sie – wie alle Getauften – neu hineingeboren in die Freiheit Gottes. „Das ist das Geheimnis dieser Nacht“, sagte Bischof Wiesemann.

Begonnen hatte der rund dreistündige Gottesdienst mit der Weihe des Osterfeuers und der Osterkerze in der Domvorhalle. Anschließend zogen die Gläubigen, darunter die Kommunionkinder der Dompfarrei, mit ihren Kerzen in die völlig dunkle Kathedrale und gaben das Licht, Symbol für den auferstandenen Christus, an alle Mitfeiernden weiter.

Für die musikalische Gestaltung des festlichsten Gottesdienstes des Kirchenjahres sorgten unter der Gesamtleitung von Domkapellmeister Markus Melchiori die Kantorenschola am Dom zu Speyer, die Dombläser, Domkantor Alexander Lauer, Domorganist Markus Eichenlaub sowie die Schola Cantorum Saliensis unter der Leitung des stellvertretenden Domorganisten Christoph Keggenhoff.

Weihbischof Georgens predigte bei Karfreitagsliturgie

„Die Feier des Leidens und Sterbens Christi öffnet uns einen Weg“, betonte Weihbischof Otto Georgens in der Karfreitagsliturgie. Christus nehme den Menschen bei der Hand, damit er lerne, wieder die Arme zu öffnen und sich von neuem darauf einzulassen zu lieben. In Zeiten der Trauer, in Erfahrungen von Trennung, Unverständnis, Verrat und Unrecht bestehe die Tendenz, sich zu verschließen und zurückzuziehen

. „Das ist eine natürliche und verständliche Reaktion“, so Georgens. Doch sie könne zur Verbitterung führen. Christus habe dem Menschen einen anderen Weg aufgetan: „Vertrauen, dass das Leben, trotz aller Trennung, weitergeht, dass die Liebe alle Barrieren des Hasses überwindet, dass die Liebe den anderen befreit, dass die Treue stärker ist als der Verrat – viele Menschen gehen auf diesem Weg.“ Der Mädchenchor, die Domsingknaben und der Domchor sangen die „Johannespassion“ von Wolfram Menschick und Liedsätze von da Vittoria, Silcher, Mozart und Bach.(is)

 

 Predigt von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Ostersonntag im Wortlaut:
http://cms.bistum-speyer.de/www2/index.php?myELEMENT=279007&cat_id=31430&mySID=886e776742a7c70666253f3b273826d2
Predigt von Weihbischof Otto Georgens am Karfreitag im Wortlaut:
http://cms.bistum-speyer.de/www2/index.php?myELEMENT=279006&cat_id=31426&mySID=886e776742a7c70666253f3b273826d2

Das Osterlicht wird feierlich an die Gläubigen weiter gegeben.
Foto: Landry

Fotos: Klaus Landry

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken
Schlagworte: , ,

Kommentare sind geschlossen