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Germersheim: Nach monatelanger „Kriegsverbrecher-Diskussion“: Sponeckstraße behält ihren Namen

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Umstrittene Persönlichkeit: General Hans Graf von Sponeck (Stele). (*12. Februar 1888 in Düsseldorf; † 23. Juli 1944 in Germersheim).
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Germersheim – Viele Monate wurde leidenschaftlich und kontrovers diskutiert, nun hat der Stadtrat einen Beschluss gefasst.

Die Sponeckstraße behält ihren Namen, der Gedenkstein, der vor elf Jahren anlässlich des 60. Todestags von Sponecks aufgestellt wurde, bleibt, und eine Stele im Fronte Lamotte-Park soll mit einem Text versehen werden – demselben, der auch auf der Stele in der Südpfalz-Kaserne zu lesen ist.

Bundeswehr und  Verteidigungsministerium hatten bereits im Juni die ehemalige Hans-Graf-von-Sponeck-Kaserne aufgrund der Diskussionen um die Handlungsweise des bisherigen Namensträgers in Südpfalz-Kaserne umbenannt [2].

Gegen das Vergessen

Auch unter dem Straßenschild und auf dem Gedenkstein soll ein Hinweistext stehen. Alle Standorte werden mit einem QR-Code versehen, mit dem man sich umfassend über die Person und Sachlage von Sponecks informieren kann.

Fraktionsübergreifend sprachen sich die Räte für eine „Kultur des Erinnerns“ und nicht des „Tilgens“ aus. Lediglich Bündnis 90 / Die Grünen hatten sich für eine Umänderung des Straßennamens stark gemacht und dazu einen Antrag eingereicht [3].

Peter Lack (CDU) hatte einen kleinen Text verfasst und als Vorschlag eingebracht, diesen zusätzlich an allen Sponeck- Standorten anzubringen, um in verkürzter Form auf die ambivalente Person des Grafen hinzuweisen. Lacks Vorstoß traf auf große Zustimmung des Rats.

Der Text lautet:

Durch das Befolgen von Befehlen wurde Graf Sponeck mitschuldig am Tod von Zivilisten und Soldaten.

Durch das Verweigern von Befehlen hat Graf Sponeck das Leben vieler Soldaten gerettet.

Graf Sponeck mag als Beispiel dienen, wie eng Schuld und Heldentum beieinander liegen können.“

Es mache die Stärke einer Stadt aus, wenn man Fehler zugeben könne, hieß es seitens der CDU. Früher habe man Sponeck auf ein hohes Ross gesetzt. Jetzt alles zu tilgen sei keine Option. Man könne sich nur mit etwas auseinandersetzen, das noch da sei: „Wenn alles verschwindet, was mahnt, machen wir in hundert Jahren die gleichen Fehler wieder.“

Jungstadtrat Simon Bolz (SPD) kritisierte auf dem ausführlichen Stelentext lediglich die Passage: „…von Sponeck war ein liebenswürdiger Mensch für viele, die ihm nahestanden…“

Ein Bezug auf solch persönlicher Ebene gehöre nicht in den Text, so Bolz. Das Positive überwiege doch sehr, die Beteiligung Sponecks an Kriegsverbrechen werde zu kurz erwähnt: „Etwas mehr Gleichgewicht wäre besser.“ Ansonsten trage die SPD die Vorschläge aber mit.

Bürgermeister Marcus Schaile verwies darauf, dass der Text mit Historikern abgestimmt worden sei. Man könne aber schon über das ein oder andere Wort nochmals sprechen.

Grünen-Sprecherin Veronica Abrego indes sagte, es stünde einer Stadt nicht gut an, einen Kriegsverbrecher mit Straßennamen und Gedenksteinen zu ehren. Sponeck sei trotz Einbeziehung der Umstände vor allem ein „Menschenrechtsverbrecher“ gewesen. (cli)

 

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