Donnerstag, 25. April 2024

Germersheim: Jugendoffizier Sandra Braun – Diskussionspartner für Verteidigungs- und Sicherheitspolitik

13. Dezember 2016 | Kategorie: Kreis Germersheim, Leute-Regional, Regional
Hauptmann Sandra Braun erklärt die sicherheitspolitischen Aufgaben der Bundeswehr. Foto: Pfalz-Express

Hauptmann Sandra Braun erklärt die sicherheitspolitischen Aufgaben der Bundeswehr.
Foto: Pfalz-Express

Germersheim –Was macht die Bundeswehr in Afghanistan? Was hat es mit dem Konflikt in Mali auf sich und warum sind Soldaten der Bundeswehr dort? Wie wirken sich regionale Krisen und Konflikte in vielen Teilen der Welt aus?

Diese und andere Fragen zu beantworten und junge Leute über die Rolle der Bundeswehr zu informieren ist die Aufgabe von Jugendoffizier Hauptmann Sandra Braun.

Die 35-Jährige ist Angehörige des Luftwaffenausbildungsbataillons in der Südpfalz-Kaserne, die seit einigen Wochen wieder einen Jugendoffizier beschäftigt. Nicht zu verwechseln ist der Jugendoffizier mit dem Karrierecenter der Bundeswehr, das Interessierte zu den beruflichen Möglichkeiten in der Truppe informiert.

Bundeswehr anschaulich erklärt

Bei Sandra Braun geht es in der Regel um sicherheitspolitische Fragen. Das Spektrum reicht von Podiumsdiskussionen, Seminaren oder Bildungsreisen bis hin zum Planspiel „POL & IS“ (Politik und Internationale Sicherheit), bei dem Weltpolitik simuliert wird.

Sie hält Vorträge in Schulen, die dafür offen sind, oder bei Vereinen, Institutionen und Fachkreisen, die Interesse bekunden. Nach den Vorträgen werden Fragen beantwortet und über das Gehörte diskutiert.

Bei Informationsveranstaltungen in Schulen geht Hauptmann Braun besonders sensibel vor. Mit Schulleitung und Lehrern werden zuvor die Themen besprochen. In Frage kommen Klassen ab der Stufe 9. In diesem Alter hätten die Schüler in der Regel schon eine gefestigte Meinung, sagt Sandra Braun. Diskussionen finden meist in kleineren Gruppen statt, damit jeder die Möglichkeit hat, zu Wort zu kommen.

Die Fragen reichen von der allgemeinen Sicherheitslage bis hin zu kleinen Details über das Soldatenleben. „Manche Schüler fragen, ob ich mir die Haare abschneiden muss, die Uniform ausziehen darf oder ob ich geregelten Urlaub habe“, erzählt Braun.

Wenn sie daraufhin erkläre, dass sie die Uniform ablege und anschließend zum Einkaufen in den Supermarkt gehe oder mit ihrer Familie in Urlaub fahre, sei das meist ein anschauliches Bild für die Schüler.

Viele seien eh überrascht, wenn zu den angekündigten Vorträgen eine Frau erscheine. Meistens werde sie als Polizisten wahrgenommen – in der Tat ähneln sich die blauen Uniformen auf den ersten Blick für Laien durchaus.

Häufig  zielt das Interesse der jungen Zuhörer auch auf die Rolle der Frau in der Truppe. Dazu gebe es lustige Anekdoten, sagt Sandra Braun. Die Bundeswehr gehe jedoch sehr gut mit diesem Thema um, Gleichberechtigung sei keine Frage. In manch anderen Streitkräften sei dies nicht immer so.

Die Bundeswehr hat derzeit einen Frauenanteil von etwa elf Prozent.

Nicht sicherer ohne Bundeswehr

Die Auslandseinsätze der Bundeswehr beschäftigen viele Schüler: Warum sind die Soldaten dort, ist es gefährlich, wie sieht der Tagesablauf aus, lauten die Fragen.

Warum beispielsweise die deutsche Freiheit auch am Hindukusch verteidigt werden soll ( Regierungserklärung, Berlin, 11. März 2004, oft zusammengefasst als: „Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt.“, Anm.d.Red. ), ist für nicht wenige junge Leute schlecht nachvollziehbar. „Das verstehen die Schüler meistens nicht“ ist ebenso Sandra Brauns Erfahrung, die daraufhin die internationalen Zusammenhänge ausführlich und verständlich erläutert.

Kritische Fragen gibt es natürlich auch. „Das ist völlig in Ordnung und wichtig“, so Braun. Die Schüler müssen nicht mit mir einer Meinung sein.“

Statements, dass man die Bundeswehr abschaffen solle, beantwortet Braun meist mit einer Gegenfrage: „Wenn wir uns abschaffen, bist du dann sicherer?“ Gewiss wäre es schön, wenn man das Militär abschaffen könne und überall Frieden herrsche, führt Braun weiter aus. „Nur: Es ist nicht realistisch.“

„Einsatz ist kein Kriegsspiel“

Einige gingen davon aus, dass die Hauptaufgabe eines Soldaten das Töten sei. „Nein, das ist es nicht“, erklärt Sandra Braun dann. Die Hauptaufgabe sei es, Sicherheit zu schaffen.

Es gebe Situationen, in denen man schießen müsse, aber „gut tut das keinem Menschen.“ Vielen Schülern sei nicht wirklich bewusst, dass sie in einem sicheren und freiheitlichen Land lebten. „Natürlich, jedem stinkt mal irgendetwas – auch mir. Aber das gibt es überall.“

Braun macht den Schülern klar, dass ein Auslandseinsatz kein Kriegsspiel ist: „Da sitzt jemand in einer brenzligen Situation und hat Angst, weil er vielleicht nie wieder nach Hause kommt.“

Ihre Aufgabe sei es jedoch auch, eine eigene Meinung und Denke zu haben, betont Hauptmann Braun: „Sonst wäre ich ja kein Staatsbürger in Uniform mehr.“ Für Diskussionen ist sie immer breit. „Wichtig ist das Gespräch, wichtig ist es, Interesse zu wecken an Politik und an allem, was damit zu tun hat.“

Sandra Braun ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Pforzheim. Sie hat Wirtschafts- und Organistionswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in München studiert. Ihr beruflicher Werdegang hat sie unter anderem nach Berlin, Salone-de-Provence (Frankreich), ins Kosovo oder Bayreuth geführt.

Wer Interesse an einem Vortrag hat, kann jederzeit auf Jugendoffizier Sandra Braun zukommen und einen Termin vereinbaren.

Kontakt:

Hauptmann Sandra Braun

E-Mail: JugendoffizierGermersheim@bundeswehr.org

Telefon: 07274 – 55 38 99

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