Gau an der Schiersteiner Brücke: Auch in der Südpfalz denkbar? Abgeordnete nehmen Stellung

12. Februar 2015 | Kategorie: Politik regional, Regional, Rheinland-Pfalz

Nichts geht mehr: Durch die Sperrung der Hauptverkehrsader Mainz-Wiesbaden kam es zum Verkehrskollaps.
ScSh: Google maps

Mainz/Südpfalz – Große Aufregung um die Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden: Dort hatten Schäden an einem Brückenpfeiler und eine Absackung der Fahrbahn um 30 Zentimeteram 10. Februar eine Vollsperrung notwendig gemacht.

In Mainz kam es zum Verkehrsinfarkt. Statiker und Ingenieure bemühen sich derzeit, den Pfeiler abzustützen und die Schäden zu reparieren. Wann die Brücke für den Verkehr wieder geöffnet werden kann, ist unklar.

Aus diesem Anlass wiederholen südpfälzer Abgeordnete ihre Forderung nach einem zeitnahen Bau der Zweiten Rheinbrücke.

Der Landtagsabgeordnete Martin Brandl und der Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Gebhart (beide CDU): „Genauso wie bei der Schiersteiner Brücke in Mainz ist auch bei der Wörther Rheinbrücke der Sanierungsbedarf seit Jahren bekannt“, so Brandl und Gebhart, „dass die Generalsanierung in Kürze unumgänglich sein wird, wissen die Verantwortlichen.“

Trotzdem sei der Bau der zweiten Rheinbrücke in den letzten Jahren verzögert und verschleppt worden. „Soll sich der Verkehrskollaps von Mainz in Wörth und Karlsruhe wiederholen?“ Beide Brücken seien etwa gleich alt und nähmen täglich Fahrzeugzahlen in ähnlicher Größenordnung auf.

Brandl hat sich mit einer „Kleinen Anfrage“ an die Landesregierung gewandt. Er will wissen, ob die Landesregierung eine ähnliche Situation bei der Rheinbrücke für denkbar hält, und wie gewährleistet werden soll, dass sie nicht auftritt. Weiterhin erkundigt Brandl sich nach Notfallplänen, Krisenmanagement und Zuständigkeiten. Ferner fragte er nach, inwieweit die Bahn auf eine Sperrung der Brücke vorbereitet ist. Sie würde im Fall einer Sperrung mit sprunghaft steigenden Fahrgastzahlen konfrontiert.

Brandl und Gebhart fordern, das Verfahren zum Bau der zweiten Rheinbrücke rechtssicher abzuschließen, um mit dem Bau der zweiten Rheinbrücke beginnen zu können. „Wir fordern die Verantwortlichen der Landesregierungen auf, dem drohenden infrastrukturellen Chaos endlich mit verantwortungsvollen Entscheidungen zu begegnen, anstatt die ganze Region sehenden Auges der Gefahr eines Verkehrsinfarkts auszusetzen!“

Schleicher-Rothmund bekräftigt ihre Forderung nach 2. Rheinbrücke

Die Landtagsabgeordnete und Vize-Präsidentin des Landtags, Barbara Schleicher-Rothmund (SPD): „Die Sperrung der Schiersteiner Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz und das daraus resultierende Verkehrschaos haben es überdeutlich gemacht: Die zweite Rheinbrücke bei Wörth muss her, denn ein wirtschaftsstarker Raum braucht alternative Verkehrsführungen, ansonsten droht das totale Verkehrschaos. Das bedeutet weiterhin, dass auch Karlsruhe und Stuttgart die Planungen für den Bau der zweiten Rheinbrücke vorantreiben müssen.“

Die SPD-Landtagsfraktion hatte noch am selben Tag eine Sondersitzung des zuständigen Innenausschusses beantragt. Neben der Sperrung der Schiersteiner Brücke soll die Landesregierung auch über den Sachstand bei laufenden oder anstehenden Brückenprojekten berichten.

Uwe Zimmermann, AfD: „Schiersteiner Brücke – Desaster für die Altparteien“

Der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Alternative für Deutschland, (AfD), Prof. Uwe Zimmermann, hat auf die Mitverantwortung der Mainzer Landesregierung für das Desaster mit der Schiersteiner Brücke verwiesen. Die Brücke sei „bezeichnenderweise“ auf der Mainzer Seite abgesackt und verkehrsuntüchtig – was man als Menetekel für den Zustand des Landesregierung sehen könne.

Zimmermann wörtlich: „Die Finanzierung einer Autobahnbrücke ist Sache des Bundes. Daher sollte sich die Frontfrau der rheinland-pfälzischen CDU, Frau Klöckner, nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da im Bund die CDU in der Regierungsverantwortung und damit in der Verantwortung für die Autobahnsanierung steht. Allerdings darf man die Landesregierung auch nicht aus der Haftung entlassen, da der Landesbetrieb Mobilität offensichtlich nicht rechtzeitig die wahren Schäden erkannt hat.“

Es gebe abseits der Autobahnen viele baufällige Brücken und Straßen im Land, die der Sanierung bedürfen. Spare man an dieser Stelle, würden die Kosten bei einer späteren Sanierung viel höher als bei einer rechtzeitigen Investition, so Zimmermann.

Volker Wissing, FDP: Freie Demokraten fordern Infrastrukturoffensive für Rheinland-Pfalz

Die Freien Demokraten Rheinland-Pfalz sehen in der Sperrung der Schiersteiner Brücke in Mainz ein „Alarmsignal für den Zustand der Infrastruktur im Land“.

„SPD und Grüne wollten die Infrastruktur lieber erhalten, statt ausbauen und nicht einmal das gelingt ihnen“, kritisierte der Vorsitzende der rheinland-pfälzischen Liberalen, Dr. Volker Wissing.
„Wenn die Infrastruktur im Land auf Verschleiß gefahren wird, passiert genau das, was jetzt in Mainz passiert“, so Wissing.

Er forderte mehr Investitionen des Landes in Ausbau und Erhalt der Infrastruktur. Das sei gerade für ein Flächenland wie Rheinland-Pfalz von großer Bedeutung. „Straßen und Brücken sind die Lebensadern einer modernen Gesellschaft.“ Wer diese vernachlässige, provoziere den Verkehrsinfarkt. „Stillstand schadet, auch und gerade in der Infrastrukturpolitik“, so Wissing. (cli/red)

 

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2 Kommentare auf "Gau an der Schiersteiner Brücke: Auch in der Südpfalz denkbar? Abgeordnete nehmen Stellung"

  1. Martin Reichert sagt:

    Das sieht fast nach einer parteiübergreifenden Einigkeit über die Dringlichkeit die unabdingbare Notwendigkeit einer leistungsfähigen Strassenverbindung zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg aus. Jetzt müssen wir noch unsere badischen Partner in Karlsruhe zur gleichen Einsicht bringen.

  2. Philipp sagt:

    Wer jetzt noch einen Grabenkrieg oder hinhaltende Verzögerung gegen eine zweite Rheinbrücke bei Wörth betreibt, muss sich fragen lassen, ob er auch bei anderen politischen Entscheidungen offensichtliche Tatsachen und Sachverhalte hinter ideologische Vorgaben zurückstellt.
    Wer das Gemeinwohl mit ideologischen Scheuklappen ausblendet, ist in den Entscheidungsgremien unserer Gesellschaft auf allen Ebenen fehl am Platz.
    Dies sollte man auch den zuständigen Wählern deutlich vor Augen führen, dass ihnen bewusst ist, wer für ihre Anliegen eintritt und wer nur das Stimmvieh zur Durchsetzung seiner Ideologien nutzen will.