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Fassungslosigkeit und Entsetzen: Kandel trauert um erstochene 15-Jährige

Kerzen und Blumen zum Gedenken neben dem Eingang des dm-Markts. Fotos: Pfalz-Express/Licht [1]

Kerzen und Blumen zum Gedenken neben dem Eingang des dm-Markts.
Fotos: Pfalz-Express/Licht

Kandel – Entsetzen, Trauer, Fassungslosigkeit und manchmal auch Wut herrschen in Kandel nach dem Tod eines 15-jährigen Mädchens am Mittwochnachmittag.

Der Ex-Freund und Schulkamerad des Mädchens, ein gleichalteriger Afghane, der als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling eineinhalb Jahre zuvor nach Deutschland gekommen war, hatte das Mädchen im dm-Markt mit einem etwa 20 Zentimeter langen Messer erstochen [2] – vermutlich aus Wut darüber, dass sie Anfang Dezember mit ihm Schluss gemacht hatte.

Zeugen berichteten, dass es sich um eine zufällige Begegnung im Drogeriemarkt gehandelt habe. Das Mädchen habe das Geschäft mit zwei Begleitern betreten, der Afghane, der zuletzt in Neustadt in einer betreuten Wohngruppe gewohnt hat, soll kurz danach in den Drogeriemarkt gegangen sein.

Täter und Opfer hatten die IGS in Kandel besucht. Nachdem der Afghane dort auf dem Schulhof das Mädchen geschlagen und später auch noch bedroht hatte, erstatteten die Eltern Anzeige. Vorladungen der Polizei hatte der 15-Jährige dann aber kontinuierlich ignoriert. Am Vormittag des Tat-Tags hatten Polizeibeamte die Vorladung noch persönlich bei ihm abgegeben.

Gegen ihn wurde am Donnerstag Untersuchungshaftbefehl wegen Totschlags erlassen. Er kam in eine Jugendstrafanstalt. Bislang schweigt er. Die Tat hat mittlerweile bundesweit Schlagzeilen gemacht.

Gemeinsame Trauer am Tatort

Am Donnerstagnachmittag versammelten dann sich vor dem wieder geöffneten Drogeriemarkt zahlreiche Menschen zu einem spontanen Gedenken.

V.li.: Pfarrer Stanislaus Mach, Beigeordnete Gudrun Lind, Stadtrat Hermann Getto, Landrat Dr. Fritz Brechtel, Beigeordnete Monika Schmerbeck, Stadtbürgermeister Günther Tielebörger, Verbandsbürgermeister Volker Poß und Pfarrer Dr. Arne Dembek bei der Gedenkstunde vor dem dm-Markt. Foto: Pfalz-Express. [3]

Foto: Pfalz-Express.

 

Freunde, Klassenkameraden, Landrat und Bürgermeister, aber auch ganz Fremde waren gekommen, um Kerzen und Blumen niederzulegen: Manche Gesichter versteinert, viele Augen rot vom Weinen. Die engen Freundinnen der Toten schluchzten, konnten nicht glauben, was passiert war. Zu unfassbar der plötzliche Verlust, zu grausam die Art und Weise des Todes.

Auch Landrat Dr. Fritz Brechtel war dort, ebenso die Bürgermeister Volker Poß (Verbandsgemeinde) und Günther Tielebörger (Stadt) mit den Beigeordneten Gudrun Lind und Monika Schmerbeck. Ebenfalls eingefunden hatten sich die Pfarrer Dr. Arne Dembek (Protestantische Kirchengemeinde) und Pfarrer Stanislaus Mach (Katholische Kirchengemeinde).

Die zwei Pfarrer haben in einer spontanen Geste heute ihre Kirchen  geöffnet, um den Menschen Gelegenheit zur Trauer zu geben. Ein Seelsorger ist ebenfalls jeweils vor Ort. Am 1. Januar wird in den Neujahrsgottesdienst um 18 Uhr ebenfalls ein Gedenken integriert, sagten Dembeck und Mach dem Pfalz-Express.

Eine schreckliche Tat, nannte der Landrat das Geschehene. Ein junges Menschenleben sei noch ganz am Anfang gestanden und nun ausgelöscht. Aber auch der Angreifer habe sich das Leben kaputtgemacht. Sein ganzes Mitgefühl gelte jedoch der Familie, den Verwandten und Freunden des Opfers.

Ähnlich äußerten sich Poß und Tielebörger: Man sei sprachlos und schockiert, dass so etwas passieren könne, die Betroffenheit sei unendlich groß. „Wir wollen den Eltern helfen, mit allem, was in usnerer Macht steht.

„Unglaublich“ sagte Monika Schmerbeck und Gudrun Lind zeigte sich von der Brutalität erschüttert: „Die Schranke zur Gewalt wird immer niedriger“.

Der Vater der getöteten Mia hat inzwischen Zweifel am Alter des mutmaßlichen Täters [4] geäußert.

(cli)

Aufruf der Polizei:

Die Kriminalpolizei sucht Zeugen, die im Vorfeld des Geschehens – insbesondere im Bereich des Kandeler Bahnhofs und der Lauterburger Straße – Beobachtungen gemacht haben, die mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten.

Sachdienliche Hinweise nimmt die Kriminalpolizei unter der Telefonnummer 0621/963-2773 entgegen.

Kandel Mädchen erstochen Messerattacke -2 [5]

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