Donnerstag, 18. April 2024

Faschingsbilanz: Betrunkene Kinder, Schlägereien, Vandalismus, Überfälle

13. Februar 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Regional

Zuviel Alkohol vernebelt – und Manchen macht es gar völlig unberechenbar. Foto: Licht

Südpfalz. Die Tollen Tage sind vorüber, Prunksitzungen, Umzüge und Karnevalsveranstaltungen bereiteten zahllosen Fasenachtern unbeschwerte Feierstunden und Abstand vom Alltag. Aber es traten ebenso die unangenehmen Schattenseiten der Fünften Jahreszeit zutage. So ziehen denn auch die Polizeiinspektionen eine ernüchternde Bilanz der negativen Begleiterscheinungen.

Blau bis zur Besinnungslosigkeit: Betrunkene Kinder und Jugendliche im Bereich Landau

Zwar hatten die Faschingsumzüge in Offenbach, Insheim, Arzheim und Herxheim mehr Zulauf als in den Vorjahren und liefen störungsfrei ab. Im Vorfeld hatten die Karnevalsvereine durch Selbstverpflichtungen und Auflagen dafür gesorgt, dass die Anmeldung von Fußgruppen und Motivwagen gut organisiert und die Zugwagen in einem verkehrssicheren Zustand waren. Es wurden keine Umzugsunfälle gemeldet. Das Faschingstreiben wurde dennoch getrübt durch ein in dieser Anzahl bislang nicht gekanntes Maß an betrunkenen Kindern und Jugendlichen. Dieses Phänomen war bei fast allen Umzügen festzustellen: Kinder und Jugendliche brachten alkoholische Getränke mit und betranken sich während des Umzugs sinnlos. Mit steigendem Alkoholspiegel stieg auch das Aggressionspotential, was sich in 20 Strafanzeigen wiederspiegelt, wie die Polizeiinspektion Landau berichtet. 14 Körperverletzungsdelikte und vier Sachbeschädigungen waren zu verzeichnen.

Die Ordnungsbehörden, Jugendpflege und die Polizei hatten sich auf die Ereignisse vorbereitet, stießen aber aufgrund des Menge der Vorkommnisse personell und logistisch an ihre Grenzen. Obwohl bei den Jugendschutzkontrollen rund 250 Kinder und Jugendliche kontrolliert, dabei 118 betrunkene Personen festgestellt und 120 Liter „Hochprozentiges“ ausgeschüttet wurde, waren diese Maßnahmen ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die ehrenamtlichen Helfer von Feuerwehr und Rettungsdienst verbrachten ihre Freizeit damit, hilflose Jugendliche, die vollständig betrunken waren, ärztlich zu versorgen und den Eltern zu überstellen.

Auch die Hausbesitzer an den Umzugsstrecken mussten einiges ertragen und eine Menge Abfall, zerbrochene Gläser und Flaschen wegräumen und die Hauswände und Gehwege von Urin und Erbrochenem säubern. Die Einsatzerfahrungen der Polizei werden in den kommenden Tagen mit den Veranstaltern und den Kommunen nachbereitet, um künftig die Vorkehrungen weiter zu verbessern.

Auch in den Bars und Kneipen ging es hoch her: Am frühen Sonntagmorgen demolierte ein betrunkener Gast in einer Kneipe in der Schleusenstraße in Landau mit einer Rohrzange die Eingangstür und schlug ein Fenster ein. Eine weibliche Bedienung wollte den 20-30 jährigen Täter aufhalten, wurde aber von dem Mann mit der Rohrzange in den Bauch geschlagen. Das Opfer musste sich daraufhin in ärztliche Behandlung begeben. Die Ermittlungen nach dem Täter gestalteten sich schwierig, da die meisten Kneipenbesucher zu diesem Zeitpunkt ebenfalls stark betrunken waren. Sie gaben an, dass der Tatverdächtige zuvor schon zwei Stunden in der Kneipe unauffällig verbracht hatte und mit einer roten Adidas-Jacke bekleidet war.

Zwischen Rosenmontag und Faschingsdienstag rissen unbekannte Täter auf der Landstraße zwischen Offenbach und Ottersheim auf einer Fahrbahnseite sämtliche Leitpfosten aus der Verankerung.

Schlägereien in Neustadt/St. Martin

Bei einer Rockfaschingveranstaltung in St. Martin kam es in der Nacht von Samstag auf Sonntag  gleich zu mehreren Körperverletzungsdelikten.

Um 0.50 Uhr am Sonntagmorgen stritten sich zwei stark alkoholisierten jungen Männer in den Räumlichkeiten der Veranstaltung wegen eines versehentlich umgeschütteten Weinschorles zunächst in einer verbalen Auseinandersetzung, die schließlich darin gipfelte, dass der 20-jähriger Mann aus Neustadt dem 21-jährigen Mann, ebenfalls aus Neustadt, mit der Faust ins Gesicht schlug, wobei der Angreifer Quarzsandhandschuhe trug. Nach diesem Vorfall wurden die beiden Beteiligten durch die Securitykräfte der Veranstaltung verwiesen. Der Kuriosität aber nicht genug: Der Geschädigte, der den Schlag mit dem Quarzsandhandschuh einstecken musste, schlug vollkommen grundlos vor der Tür einem unbeteiligten Gast, einem 17-jährigen Neustadter, mit der Faust ins Gesicht, wodurch sich dieser eine Schwellung der Unterlippe zuzog. In diesem Fall muss sich der 21-jährige als Beschuldigter in einem Strafverfahren wegen Körperverletzung verantworten.

Als sich der 21-jährige dann gegen 2.30 Uhr auf den Heimweg machen wollte, stieß er hinter der Veranstaltungshalle auf eine vierköpfige Personengruppe. Nach einem kurzen Gespräch, dessen Inhalt nicht näher bekannt ist, schlugen alle vier Personen auf den 21-jährigen ein. Als dieser schließlich am Boden lag, traten die Täter ihm noch in die Rippen und gegen den Kopf. Erst als die Täter erkannten, dass eine zwischenzeitlich hinzugekommene Zeugin offensichtlich Hilfe holen wollte, rannten sie unerkannt davon. Der 21-jährige Geschädigte wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Vandalismus in Wörth, Maximiliasau und Kandel

Während des Faschingsumzugs in Maximiliansau wurde an einem frisch renovierten Wohnhaus in der Eisenbahnstraße die Glaseinfassung der Hauseingangstür eingeschlagen und der Einwurfdeckel des Briefkastens verbogen. Am Tatort soll sich eine Jugendgruppe aufgehalten haben.

Nachdem der Umzug vorüber war, kam es zu drei Sachbeschädigungen in der Tullahalle. Zunächst wurde eine Rigipswand neben der Eingangshalle eingetreten. Im Toilettenbereich wurde die Metallabdeckung eines Handtuchspenders eingeschlagen und eine Toilettenwand mit nicht zu entfernenden Schriftzügen verschmiert. Ein Teilnehmer des Wörther Faschingsumzugs ging in einen Hof „Am Bienwald“ und warf eine Gartenbank und einen Stuhl gegen einen geparkten Pkw.

Auf der Rückseite der protestantischen Kirche in Maximiliansau wurde die Kirchenfassade mit roter Farbe besprüht. Die Schadenshöhe steht noch nicht fest.

In Kandel lief eine bisher unbekannte Person über einen auf dem Parkplatz der Asklepios-Klinik abgestellten Pkw und verursachte dabei Dellen auf der Motorhaube und dem Dach des Fahrzeuges.

Brutaler Raub in Herxheim

Am Faschingsdienstag wollte ein 47jähriger Mann nach dem Faschingsumzug in Herxheim an einem Zigarettenautomaten in der Lehrgasse Zigaretten holen. Als er die Packung in der einen Hand und seinen Geldbeutel in der anderen Hand hielt, wurde er von mehreren jugendlichen Tätern umgestoßen. Beides wurde ihm aus den Händen gezogen, die Jugendlichen schlugen und traten den auf dem Boden liegen Mann und flüchteten danach. Der Überfallene zeigte Biss und versuchte die Täter zu verfolgen, verlor diese jedoch aus den Augen. Erschreckend: Bei den Tätern soll es sich um Jugendliche im Alter von ca. 12 bis 16 Jahre handeln.

Die Polizeiinspektionen der jeweiligen Städte und Gemeinden bitten um Hinweise und Zeuge der genannten Ereignisse.

Und es gibt sie doch noch…die gesittet ablaufenden Faschingsumzüge

Mit viel Helau und Rhe-Na und sehr gut besucht verliefen die Faschingsumzüge in Rheinzabern und Jockgrim. Weder das DRK, die Feuerwehren noch die Polizei hatten Vorkommnisse zu vermelden – im Gegensatz zu anderen Orten wurden keine alkoholisierten Jugendlichen oder sonstige Rucksacktrinker festgestellt.  (cli/red)

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

2 Kommentare auf "Faschingsbilanz: Betrunkene Kinder, Schlägereien, Vandalismus, Überfälle"

  1. Thomas Krug sagt:

    Vandalismus durch Kinder – und Jugendliche ist ein zunehmendes, bundesweites Phänomen bei dem die Pädagogik schnell an Grenzen stößt – wirklich harte ordnungsrechtliche wie kontrollierende Maßnahmen ermöglichen es zumindest das Problem einigermaßen inden Griff zu bekommen.
    Wenn Vandalismus wie bereits tendenziell sich andeutet ist sicher über stärkere Strafen, mehr Polizeipräsenz und mehr weiterhin Prävention in Schulen nötig.
    Vandalismus ist kein Kavaliersdelikt, sondern stellet in der Regel immer einen Straftatbestand dar, ganz abgesehen davon das es im Zusammenhang mit Vandalismus oft auch um weitere sich anschließende Delikte wie Körperverletzung, Pöbeleien u.a. kommt

  2. martin sagt:

    Im Namen aller Hausbesitzer hoffe ich, dass es keine faschingsumzüge mehr gibt. Nie wieder.