Dienstag, 23. April 2024

Experten informieren beim 6. Winzerforum der VR Bank Südpfalz

17. März 2016 | Kategorie: Wirtschaft in der Region
Tipps und Anregungen erhielten rund 300 Gäste beim 6. VR-Winzerforum von Experten aus Weinbau und Finanzen (v.l.n.r.): Klemens Gadinger (Prokurist und Leiter Firmenkundenbetreuung der VR Bank Südpfalz), Professor Dr. Ulrich Fischer (Leiter Weinbau und Oenologie des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum), Klaus Schneider (Präsident des Weinbauverbandes Pfalz), Dr. Jürgen Oberhofer (Gruppenleiter Weinbau des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum) und Christoph Ochs (Vorstandsvorsitzender der VR Bank Südpfalz). Foto: red

Tipps und Anregungen erhielten rund 300 Gäste beim 6. VR-Winzerforum von Experten aus Weinbau und Finanzen (v.l.n.r.): Klemens Gadinger (Prokurist und Leiter Firmenkundenbetreuung der VR Bank Südpfalz), Professor Dr. Ulrich Fischer (Leiter Weinbau und Oenologie des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum), Klaus Schneider (Präsident des Weinbauverbandes Pfalz), Dr. Jürgen Oberhofer (Gruppenleiter Weinbau des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum) und Christoph Ochs (Vorstandsvorsitzender der VR Bank Südpfalz).
Foto: red

Landau-Godramstein. Rund 300 Gäste rund um den Weinbau, darunter 250 Winzer aus der Region, begrüßte Christoph Ochs, Vorsitzender des Vorstandes der VR Bank Südpfalz, beim VR-Winzerforum der Bank im Dorfgemeinschaftshaus „Kinck’sche Mühle“ in Landau-Godramstein.

„Die tolle Resonanz heute zeigt, dass unser Format auch in der sechsten Auflage noch spannend ist“, so Ochs. In Zusammenarbeit mit Professor Dr. Ulrich Fischer und Dr. Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) in Neustadt konnte die VR Bank Südpfalz wieder ein interessantes und praxisorientiertes Forum gestalten.

„Landwirte und Winzer sind immer noch die größte Kundengruppe unseres Hauses. Wir fühlen uns der Branche sehr verbunden und freuen uns, Ihnen mit unserer Veranstaltungsreihe „VR-Winzerforum“ eine Plattform für Informationen und den Austausch mit Experten zu bieten.“

Die Bedeutung des Forums für den regionalen Weinbau unterstrich auch die Anwesenheit vom Präsidenten des Weinbauverbandes Pfalz, Klaus Schneider.

Schneider zeigte sich in seiner Begrüßung etwas betroffen über die Entwicklung des Weinexportes in den letzten Jahren. „Am Fassweinmarkt läuft nichts. Der Export in den letzten acht Jahren hat sich halbiert – ein desaströser Zustand“, so Schneider. Er setze sich dafür ein, dass der Verband künftig die Absatzfördermittel erhöhe. Die Grüße von der Südlichen Weinstraße überbrachte Weinprinzessin Carolin Weber.

Was sind die Einflussfaktoren für den Erfolg von Weinbaubetrieben? Mit dieser Frage beschäftigte sich Oberhofer in einem begeisternden Vortrag. „Was ist Erfolg? Lässt sich dieser nur in Geld messen?“, hinterfragte der Gruppenleiter Weinbau beim DLR schon fast philosophisch.

Sicherlich nicht, belegte Oberhofer mit einer Studie aus der Glücksforschung in den USA, wonach das subjektive Glücksgefühl eines Menschen steige bis zu einem Brutto-Jahresverdienst von 75.000 Dollar. Darüber hinaus sorge mehr Geld nicht für mehr Zufriedenheit.

Oberhofer zitierte an dieser Stelle Uwe Seeler: „Mehr als ein Steak am Tag kann man nicht essen.“ Umgekehrt bestätigte die Studie allerdings auch, den Zusammenhang zwischen zu geringem Einkommen und Unglück. Ein gut kalkulierter Betriebsgewinn sei also entscheidend dafür, dass Glück und Geld im Verhältnis stehen.

Er sollte ausreichend sein, um Altenteilleistungen, Sozialversicherungen und private Altersvorsorge, Steuern, Eigenkapital für den Betrieb und die Lebenshaltung der Unternehmerfamilie zu decken. „Mehr bedürfe es nicht zum Glücklich sein“, so der Betriebswirtschaftler.

Um dieses wirtschaftliche Ziel zu erreichen, seien besonders Unternehmensführung, Absatzmarkt/Kunde und eine geordnete Betriebsübergabe entscheidend. Oberhofer führte 18 Punkte auf, die einen Betrieb erfolgreich machen und regte seine Zuhörer an, sich zwei bis drei herauszugreifen. Allem voran die Betriebsleiterfähigkeit.

„Erfolgreiche Betriebe wissen, wo sie in ein paar Jahren stehen wollen“, so Oberhofer. Aber auch Netzwerke, Mitarbeiterführung, Markenbildung, Kundenorientierung und Innovationsfähigkeit nannte er unter anderem als weitere Erfolgsfaktoren.

Eine passende Risiko- und Altersvorsorge zu treffen, riet Klemens Gadinger, Prokurist und Leiter Firmenkunden der VR Bank Südpfalz, den Winzern.

Das Rentenniveau sinke stetig. Eine angemessene Absicherung im Alter und natürlich auch gegen Berufsunfähigkeit seien wichtige Schritte, die rechtzeitig in die Wege geleitet werden sollten. „Sorgen Sie für den Ernstfall vor“, legte Gadinger seinen Zuhörern ans Herz und präsentierte zertifizierte Bankdienstleistungen für die Unternehmer, aber auch deren Mitarbeiter.

„Wo ist Aktionismus gefragt und wo kann man sich Minimalismus leisten – diese Frage begleitet heute meinen Vortrag“, so Professor Dr. Ulrich Fischer, Leiter des Instituts für Weinbau und Oenologie am DLR. Bezugnehmend auf die Winzerikone Hans-Günther Schwarz ist Aktionismus im Weinberg die Grundlage moderner Oenologie, wo es gilt Trauben mit einem Maximum von Rebsortenprägung, Terroir- oder Herkunftstypizität zu erzeugen.

Dazu bedürfe es reifer und gesunder Trauben sowie moderater, an den Standort und das Vermarktungsziel angepasster Erträge. „Springt man hier zu kurz, kann auch die beste Oenologie wenig raus holen“, so Fischer.

Der Oenologe unterstrich seine Thesen mit aussagekräftigen Weinen von vier jungen Winzern, überwiegend aus dem Förderprogramm „Die junge Südpfalz, da wächst was nach“, die von den Gästen zum Teil kontrovers diskutiert wurden.

Bei der Traubenverarbeitung solle das im Weinberg ausgebildete Qualitätspotenzial in den Most übertragen werden, wozu häufig eine angemessene Maischestandzeit Voraussetzung ist. „Nicht nur für fruchtige und elegante Weine bedarf es einer starken Mostvorklärung, sondern sie ist ebenso Voraussetzung für eine lange Reifung auf der Vollhefe, denn diese muss tatsächlich aus Hefen und nicht aus Mosttrub bestehen“, erläuterte Fischer.

Sind also Kontrolle und Nichtstun ein Widerspruch? „Im Gegenteil – erst eine aufmerksame Kontrolle ermöglicht das qualitativ förderliche Nichtstun“, ist der Weinexperte überzeugt. Denn wenn sich das ganze Qualitätspotenzial aus dem Weinberg während der Gärung entfalten solle, müsse diese störungsfrei und ohne Schadorganismen ablaufen.

Fischer führte weiter aus, dass „Nichtstun sogar ein wichtiges Element der Produktgestaltung sein kann“, etwa wenn ein Sekt für viele Jahre auf der Hefe reift oder mancher Rotwein erst nach einigen Jahren auf seinem Höhepunkt in den Verkauf kommt.

Als Resümee führte Fischer aus: „Je perfekter das Lesegut, desto weniger Eingriffe bedarf es bei der Weinbereitung“.

Kontrolle aber, ist für Fischer unverzichtbar, da mit dem Klimawandel das mikrobiologische Risiko ansteige und erklärungsbedürftige Weine über die zunehmend anonymen Vertriebswege nur schwer zu vermarkten seien.

Nur wenn alles stimmt, sei Nichtstun im Keller gepaart mit ausreichender Zeit zur Entwicklung, das Beste, was man den Weinen mit auf den Weg geben kann. „Wenn aber Nichtstun einhergeht mit Nichtwissen oder Nicht-Wissen-wollen wird es zur Ideologie oder gar zur Stümperei“, gab er den aufmerksamen Zuhörern mahnend mit auf den Weg.

Ochs bedankte sich bei den Referenten für die kompetenten Ausführungen und lud alle Gäste zum Dialog ins Erdgeschoss der ehemaligen Mühle ein, wo die „Junge Südpfalz“ weitere Weine zum Buffet anbot. (red)

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