Wörth: Die Würde des Menschen ist (un)antastbar? – Ausstellung „NS-Psychiatrie in der Pfalz“ vom 10. bis 19. November

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Datum/Zeit
10.11.2017 - 19.11.2017

Ort
Tullahalle Maximiliansau

Veranstaltungsart


Foto (Archiv): Pfalzklinikum Klingenmünster

Foto (Archiv): Pfalzklinikum Klingenmünster

Wörth – „Man schätzt die Gesamtausgabe für alle Erbkranken und Gebrechlichen auf über 1 Milliarde Reichsmark jährlich. Wie viele Familien bei täglich 4 RM Bedarf könnten davon leben?“

Dieser Satz stammt aus einem Mathematikbuch aus dem Jahr 1939. In anderen Schriften wurden Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen als „Ballastexistenzen“ und „leere Menschenhülsen“ bezeichnet, die kein Recht auf ein Weiterleben hätten. Es ist aufs Tiefste menschenverachtend und erschütternd, welches Menschenbild hier gezeichnet wurde.

1939 gab Hitler die Anordnung zur Ausrottung „lebensunwerten Lebens“. In der Folge fielen hunderttausende Menschen mit Beeinträchtigungen den Mordaktionen der Nazis zum Opfer. Menschen aus der gesamten Pfalz wurden Opfer der NS-Psychiatrie.

In der gemeinsamen Wanderausstellung des Pfalzklinikums Klingenmünster und des Bezirksverbands Pfalz „NS-Psychiatrie in der Pfalz“ werden auf sechzehn Ausstellungstafeln die Vorgänge am Beispiel der pfälzischen Psychiatrie aufgezeigt. Denn auch die ehemalige „Heil- und Pflegeanstalt“ Klingenmünster war an der Euthanasieaktion beteiligt.

Weit über 200 Patienten wurden in die Tötungsanstalten der Nazis verlegt und dort ermordet, hunderte wurden zwangssterilisiert. Nach der offiziellen „Einstellung“ der Euthanasieaktion wurde in Klingenmünster weiter getötet. Mehr als 2.000 Patienten fanden bis 1945 den Tod – verursacht durch überdosierte Gaben von Medikamenten oder durch bewusste Mangelversorgung und Nahrungsentzug.

Das Pfalzklinikum Klingenmünster stellt sich seit Jahren seiner Geschichte. Die Ausstellung gibt Hintergrundinformationen zu den schrecklichen Geschehnissen vor Ort. An den Beispielen einiger Patientenschicksale wird beleuchtet, was damals psychisch kranken und beeinträchtigten Menschen angetan wurde und wie das geschehen konnte.

Zu sehen ist diese Ausstellung vom 10. bis zum 19. November in Maximiliansau in der Tullahalle. Am Freitag, 10. November, wird die Ausstellung um 19 Uhr von Dr. Michael Brünger (geschäftsführendes Mitglied Ausschuss für Gedenkarbeit im Pfalzklinikum Klingenmünster) eröffnet.

Geöffnet ist sie auch am Samstag, 11. November, von 14 bis 18 Uhr, am Sonntag, 12. November, und Samstag, 18. November, jeweils von 14 bis 17 Uhr sowie am Volkstrauertag am Sonntag, 19. November, ab 16 Uhr. Ab 17 Uhr wird eine ökumenische Gedenkfeier zum Volkstrauertag stattfinden. Zu allen Veranstaltungen ist die Bevölkerung eingeladen.

Schulklassen können die Ausstellung nach Voranmeldung auch am Dienstag, 14. November, und Mittwoch, 15. November, zwischen 9 und 13 Uhr besuchen. Bitte unter der Tel. 07271-131-380 oder der E-Mail-Adresse maximiliansau@woerth.de anmelden.

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