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Erste Flüchtlingsbörse in Neustadt – Kooperationsvereinbarung unterzeichnet

26. Oktober 2016 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer
Die erste Flüchtlingsbörse in Neustadt fand große Zustimmung. Foto: red

Die erste Flüchtlingsbörse in Neustadt fand großes Interesse.
Foto: red

Neustadt. Die Aktivitäten zur Integration der im Landkreis Bad Dürkheim und in der Stadt Neustadt lebenden Geflüchteten in die Gesellschaft und in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt laufen auf Hochtouren.

Die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Kooperationspartnern funktioniere und man verstehe sich als erprobte Netzwerkpartner mit einem gemeinsamen Ziel, so die beteiligten Institutionen.

Um dies zu bekräftigen und zu vertiefen sowie als Grundlage für weitere lokale Ausgestaltungen haben am 25. Oktober die verantwortlichen Akteure des Landkreises Bad Dürkheim, der Stadt Neustadt, der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz, der Handwerkskammer Pfalz, des Jobcenters Deutsche Weinstraße sowie der Agentur für Arbeit Landau die Präambel zum lokalen Kooperationsvereinbarung „Netzwerk für Flüchtlinge“ unterzeichnet.

„Mit der Präambel unterstreichen wir unseren gemeinsamen Willen, die berufliche und gesellschaftliche Integration von Flüchtlingen in der Region voranzubringen. Die Koordination der Hilfen und die weitere Vernetzung betrachten wir als unsere gemeinsame Aufgabe“, bekräftigen die Unterzeichner.

Als Anlass wählten die Verantwortlichen die Eröffnung der ersten Berufsorientierungsmesse und Praktikumsbörse für geflüchteten Menschen die an diesem Tag im Saalbau in Neustadt stattfand.

Hand in Hand bei der Vermittlung von Jobs für geflüchtete Menschen

Die Integration in die Gesellschaft ist eng an die Integration in Arbeit gebunden. Beides braucht Zeit: „Die berufliche Integration ähnelt bei den meisten Geflüchteten einem Langstreckenlauf. Entscheidend ist, in der Startphase die Sprache zu erlernen. Nur dann bestehen realistische Chancen, das Ziel zu erreichen“, unterstreicht Christine Groß-Herick, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Landau.

Neben den sprachlichen Hemmnissen sind Kenntnisse über den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt kaum vorhanden. So ist das duale Ausbildungssystem vielen jungen Flüchtlingen nicht bekannt. Sie würden gerne schnellstmöglich arbeiten und müssen den Wert eines beruflichen Abschlusses in unserer Gesellschaft erst vermittelt bekommen.

„Nicht zuletzt deshalb halten wir die intensive Information und Beratung für sehr bedeutend für den weiteren Lebensweg, den diese Menschen einschlagen“, betont Groß-Herick.

Mit der Geschäftsführerin des beteiligten Jobcenters Deutsche Weinstraße mit Sitz in Neustadt und Geschäftsstelle in Grünstadt, Sylvia David, ist sie sich einig: „Wenn jetzt vermehrt Geflüchtete zu uns kommen, heißt das nicht, dass wir uns weniger als bisher um unsere anderen Kunden kümmern können. Niemand wird deswegen weniger betreut oder bekommt geringere Unterstützung“.

Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung in Neustadt. Foto: red

Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung in Neustadt.
Foto: red

Dem Bedürfnis nach Schutz folgt das Bedürfnis nach Beschäftigung

Vordringliche Aufgabe für die Kommunen war in den vergangenen Monaten zunächst die Sicherung des Lebensunterhaltes und der Unterkunft. „Diese Herausforderung haben die Stadt Neustadt und der Landkreis Bad Dürkheim gemeistert.

Nun gilt es eine weitere Hürde zu nehmen: Die Integration in Arbeit und die Antwort auf das Bedürfnis der Menschen nach sinnstiftender Beschäftigung“, so Groß-Herick.

Die kommunalen Vertreter sehen durch die lokale Kooperationsvereinbarung mit den Kammern, den caritativen Einrichtungen, der Arbeitsagentur und dem gemeinsam getragenen Jobcenter die intensive Zusammenarbeit weiter verstärkt. Mit der Präambel und der lokalen Kooperationsvereinbarung wird der politische Wille umgesetzt, auch die Integration der Flüchtlinge in Arbeit und Ausbildung aktiv mitzugestalten.

Der Kompetenzcheck der IHK Pfalz

„Jeder Mensch kann etwas“, so Michael Böffel, Leiter des Geschäftsbereichs Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz. Das gelte umso mehr für Flüchtlinge, die bereits in ihrer Heimat gearbeitet haben. Die Herausforderung bestehe nun darin, diesen Menschen – sofern ihr Aufenthaltsstatus geklärt ist – auch eine Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Die Voraussetzung hierfür sei eine belastbare Einschätzung, welche Vorbildung, Sprachkompetenz und Berufserfahrung die Flüchtlinge mitbringen.

Böffel erläutert: „Genau hier setzen wir an. Unter Steuerung der IHK Pfalz werden je nach Beruf drei- bis viertägige Kompetenzfeststellungen in den gängigen Berufsfeldern wie Metall, Elektro, Handel oder Gastronomie durchgeführt. Dabei überprüfen wir die eigenen Angaben der Flüchtlinge, indem wir sie Arbeitsproben erstellen lassen.

Dies ermöglicht es uns, gegenüber Arbeitgebern eine belastbare Aussage zu Leistungsfähigkeit, Grenzen und geeigneten Weiterbildungen zu treffen.“ Damit kann auch der Flüchtling selbst sich aktiv um Arbeit bemühen. Denn: „Der Kompetenzcheck führt zu einer realistischen Erwartungshaltung auf beiden Seiten“, so Böffel.

Damit endet die Begleitung der Flüchtlinge jedoch noch nicht. In der Anfangsphase der Berufstätigkeit sollen Mitglieder des Senior Experten Service (SES) die Geflüchteten unterstützen, etwa durch Besuche am Arbeitsplatz oder die Empfehlung und Vermittlung von weiterführenden Deutschkursen, Fachseminaren etc.
Zukunftsperspektiven im Handwerk mit „Flüchtlings-Netzwerker“ der HWK

„Integration gelingt dann, wenn wir die jungen Flüchtlinge schnellstmöglich in Ausbildung und anschließende Beschäftigung bringen“, so Rita Petry, Leiterin des Geschäftsbereichs Berufsbildung bei der Handwerkskammer der Pfalz (HWK). Die Handwerksorganisationen und die Betriebe stünden bereit, motivierte Flüchtlinge zu qualifizieren und auszubilden.

Eine enge Abstimmung zwischen den jeweiligen Partnern und den umfangreichen Fördermaßnahmen für Flüchtlinge sei deshalb erforderlich, um den Beschäftigungs- und Integrationsprozess sicherzustellen. Dabei würden die Betriebe und die Flüchtlinge von den „Flüchtlingsnetzwerkern“ unterstützt, einem Kooperationsprojekt der Handwerkskammern, der Agenturen für Arbeit und des Wirtschaftsministeriums Rheinland-Pfalz. (red)

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