Chawwerusch-Theater Herxheim: „Wenn Engel lachen“ – Die Liebesgeschichte(n) der Katharina von Bora frisch, fromm und fröhlich erzählt

28. März 2017 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Kultur
Miriam Küllmer-Vogt überzeugt als Luthers Ehefrau Katharina von Bora.

Miriam Küllmer-Vogt überzeugt als Luthers Ehefrau Katharina von Bora.

Herxheim – Von entlaufenen Nonnen, einem verliebten Martin Luther und dem Atelier von Meister Cranach handelt das Stück „Wenn Engel lachen“.

Am Sonntagabend wurde im Chawwerusch Theatersaal das Reformationsmusical aufgeführt.

Fabian Vogt ist der Autor dieser flotten Geschichte, die mit berührenden Liedtexten durchsetzt ist. Die Künstlerin und Theologin Miriam Küllmer-Vogt überzeugte als Katharina von Bora, verkörperte in dem Ein-Personen Stück allerdings nicht nur diese.

Zum ersten Mal fand ein Gastspiel vom „Theater Zauberwort“ in Herxheim statt, initiiert von der Protestantischen Kirchengemeinde und im Rahmen der Frauenwochen „Brot und Rosen“. Schirmfrau der Veranstaltung ist Landrätin Theresia Riedmaier, die an diesem Abend aber nicht dabei sein konnte.

Handlung

Wittenberg, im Jahre 1524: Martin Luther hat eine Erneuerungsbewegung innerhalb der Kirche in Gang gesetzt. Streitbar ist sein Handeln hinsichtlich Ablasshandel, Korruption in der Kirche und falscher, missbräuchlicher Lehren. Seine Kritik am Klosterdasein ermutigt einige Nonnen, die Flucht zu ergreifen und so den Zwängen und der Unfreiheit zu entfliehen.

Eine der „Flüchtigen“ trägt den Namen Katharina von Bora und sollte im Jahre 1525 Luthers Ehefrau werden. Liebe auf den ersten Blick war es allerdings eher nicht.

Die modern anmutende Aufführung im historischen Gewand überzeugt durch die Darstellung einer fröhlichen, nicht minder streitbaren Katharina von Bora. Sie ist verliebt – allerdings nicht in Luther. Luther ist auch verliebt, aber nicht in Katharina, sondern in deren Freundin Ave.

„Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ im Reformationszeitalter?

Im Atelier des Künstlers Lucas Cranach, in dem sich der Reformator porträtieren lässt, treffen die Beiden aufeinander. Katharina möchte gerne, dass Luther sich für sie einsetzt. Sie will endlich von dem Patriziersohn Hieronymus Baumgartner geehelicht werden.

Wutentbrannt und zweifelnd muss sie feststellen, dass entlaufene Nonnen keine guten Chancen auf dem Heiratsmarkt haben. Ihr Zorn richtet sich auch gegen den Reformator, schließlich hat er mit seinen neuen Auslegungen das ganze Geschehen ausgelöst: „Ist das denn richtig, was jetzt ist? Hab ich denn richtig gewählt?“

Doch auch die Liebe Luthers zu Ave soll unerfüllt bleiben. Sein Zögern treibt sie in die Arme eines anderen. Hohn und Spott hat Katharina dafür nur übrig: „Denken kann er ja, der Herr Professor, aber leben?“

In Sprechtiraden, in denen die Darstellerin von ihrer Gedankenwelt mitgerissen wird, in „monologischen Dialogen“, im energiegeladenen Gesang, schafft es Miriam Küllmer-Vogt, alle anwesenden und nichtanwesenden Personen eindrucksvoll zu verkörpern.

Das Musical wirkt leicht und unterhaltsam. Es ist kurzweilig und überzeugt mit einer Interpretin, die durch ihre Stimme und einer erfrischenden Darstellungsweise einer wichtigen, historischen Persönlichkeit ein Gesicht gibt.

Was wäre aus Luther ohne die treibende Kraft Katharina von Boras geworden? Die gescheite Frau weiß sehr wohl, wie die Fürsten und die Kirche den Glauben für sich nutzen. Sie ahnt die Ängste Luthers, aber sie weiß auch um die eigene Furcht: „Bin ich in diesem Leben nur ein blinder Passagier?“

Dennoch schafft es diese starke Frau, trotz aller Zweifel, immer wieder Hoffnung zu schöpfen. „Glaube, Liebe und Hoffnung“ – es ist die Liebe, die sie hervorhebt. „Gäbe ich alles den Armen und hätte keine Liebe, ich wäre ein Nichts. Ohne Liebe ist alles kalt und leer.“

Das Stück besticht auch durch das Wissen um die menschlichen Unzulänglichkeiten, durch Pragmatismus in unerfüllten Lebensmomenten und dem Mut, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Das Überwinden gesellschaftlicher Konventionen, in denen die Ansicht vorherrscht, dass Mönch und Nonne nur einen „Satansbraten“ hervorbringen können, zeigt die Größe der Verbindung Katharinas mit Luther: „Bei unserer Hochzeit werden die Engel lachen und die Teufel weinen.“

Am 13. Juni 1525 heiraten Martin Luther und Katharina von Bora. Aus der Ehe gehen sechs Kinder hervor. Dieses Zueinanderfinden über Umwegen wurde in dem Kammermusical humorvoll beschrieben.

Mit einfachsten Mitteln – Krug, Trinkkelch, Bibel, Korb, Staffelei – wurde durch Küllmer-Vogt der Geschichte Leben eingehaucht. Der Pianist Gernot Blume begleitete die Darstellerin musikalisch mit seinem Piano und Gesang. Die über 90 minütige Vorstellung wurde mit einem begeisterten Applaus seitens des Publikums honoriert.

Pfarrerin Beate Rahm betonte, dass sich das Stück an die historischen Fakten hält und Briefen entstammt, die Luther an Katharina geschrieben hat. Seine Anrede darin „Geliebter Herr Käthe“ zeugt wohl nicht nur von Humor, sondern auch von einem gewissen Respekt seiner ihm „Gott gegebenen Frau“ gegenüber.

Das Leben jener Persönlichkeiten bietet genug Stoff, um mehr als einen Abend zu füllen. Mit „Wenn Engel lachen“ wurde jedenfalls dieser Abend recht geistreich gefüllt.

Das Schlusslied stammte von der Heiligen Teresa von Ávila, die den Text für Katharina von Bora geschrieben hat: „Du bist ein Kind Gottes“. Für eine Nonne, die eine Nonne geblieben ist, auf ihre Weise. Und so hat Katharina ihren Platz gefunden. (Gabi Kunze)

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