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CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder in Bad Bergzabern: „100 Millionen Christen weltweit werden verfolgt“

Thomes Gebhart (li.) und Volker Kauder in der Marktkirche in Bad Bergzabern. Fotos: Pfalz-Express/Licht [1]

Thomas Gebhart (li.) und Volker Kauder in der Marktkirche in Bad Bergzabern.
Fotos: Pfalz-Express/Licht

Bad Bergzabern: Hoher Besuch am Freitagmittag in der Marktkirche: Der am längsten amtierende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (seit 2005) Volker Kauder sprach auf Einladung des südpfälzischen CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Thomas Gebhart über Christenverfolgung und Religionsfreiheit.

„Einsatz für verfolgte Christen – damit die Hoffnung wächst“ lautete das Thema der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung konkret. Mehr Einsatz scheint in der Tat notwendig, folgt man dem Bericht Kauders, der sich selbst für verfolgte Christen auf der ganzen Welt engagiert.

100 Millionen Christen weltweit sind laut Kauder wegen ihres Glaubens in Schwierigkeiten. Von Ausgrenzung und Drangsalierung bis hin zu Gefahr für Leib und Leben reicht das Spektrum der Schikanen, je nach Land und Gegend.

Der Politiker erzählt von Gesprächen mit Jesidinnen, die vom IS als Sexsklavinnen verkauft und misshandelt wurden („das war kaum auszuhalten“), von der indischen Stadt Orissa (auch Odisha), wo es bei einer christlichen Minderheit überwiegend aus Konvertiten der Kaste der „Unberührbaren“ zu religiös motivierten Pogromen kam („Männer wurden zu Tode geschleift, Frauen und Kinder vertrieben“), von Saudi Arabien, wo der Wahabismus, eine besonders strenge Auslegung des sunnitischen Islams, kein Problem mit öffentlichen Hinrichtungen hat.

Auch in China oder Nordkorea hätten es die Christen nicht leicht, sagte Kauder, wenngleich man über die Situation in Nordkorea wenig wisse und in China der christliche Glaube zwar nicht verboten sei, aber unter staatlichem Joch stehe.

Mit demokratischen Ländern wie Indien, wo zumindest nach dem Gesetz Religionsfreiheit herrscht, habe man diesbezüglich mit Erfolg Gespräche geführt, so Kauder, und die Situation verbessern können. Mit Diktaturen gehe das nicht so einfach oder gar nicht.

„Fehlende Aufklärung im Islam“

„Am schwersten hat es das Christentum dort, wo der Islam herrscht“, sagt Kauder. Die Religion stehe über dem Staat und dem Einzelnen sowieso – eben über allem. Aufklärung, Humanismus, Glaube und Vernunft, wie sie das Christentum durchlaufen hat – das gebe es im Islam nicht und sei auch nicht gewollt.

Der CDU-Politiker verwies in diesen Zusammenhang auf schwierige Gespräche mit einem bedeutsamen Großmufti, bei dem er offenbar auf Granit gebissen hat. Schon ein Bekenntnis zum Christentum werde in den allermeisten muslimischen Ländern als Missionierung aufgefasst – das sei natürlich in nicht-säkularen Staaten nicht gerne gesehen und stehe meist unter Strafe.

Dass die Bundesrepublik beispielsweise mit Saudi Arabien trotzdem regen Handel auch im Rüstungsbereich treibt und mit dem Land diplomatisch-freundschaftlich verbunden ist, ist dem Mächte-Gleichgewicht in der Region mit geschuldet, erklärte Kauder. Russland stehe dem Iran nahe, Saudi Arabien dem Westen. Wenn also keine Nation im Nahen Osten eine Vormachtstellung erlange, sei die Stabilität und auch die relative Sicherheit für Israel gewährleistet.

„Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht“

Dennoch müsse man immer wieder klar machen, hierzulande und international: „Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht.“

Und so reist der CDU-Politiker („Das ‚C‘ ist für uns Programm“) immer wieder um die Welt, um die Situation für christliche Minderheiten wenigsten etwas zu verbessern. Gespräche mit Staatsführern, Organisationen, NGOs oder auch mal ein OK für eine kleine Kirche – das alles sind kleine Fortschritte.

Vom Kirchenasyl als Relikt aus alten Zeiten hält Kauder übrigens nichts: „Das kann in einem Rechtsstaat nicht sein.“ Auch Moscheebauten zu verbieten sei der falsche Weg, denn in Deutschland herrsche Religionsfreiheit. Man könne nicht zu den gleichen Mittel greifen wie diejenigen Länder, die christliche Kirchen verbieten: „Damit geben wir denen ein schlagendes Gegenargument in die Hände.“ Auch Glaubenssymbole in öffentlichen Gebäuden mag er nicht: „Deutschland ist weltanschaulich neutral.“

Zu einem kleinen Zwischenfall kam es, als ein Fragesteller in der anschließenden Diskussionsrunde die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Merkel (mit dem Verlesen des Briefs einer Iranerin) kritisierte. Der Mann hatte bereits vor der Kirche zusammen mit einer Kopftuch tragenden Frau mit ironisch-provokanten Plakaten demonstriert und mehrmals laut „Allahu akbar“ gerufen.

Volker Kauder platzte der Kragen. „Schluss jetzt“, rief der Politiker und warf dem Sprecher „unredliches und unanständiges Verhalten in einer Kirche“ vor, indem er die Veranstaltung für den Wahlkampf missbrauche. Kauder selbst hatte vor der Veranstaltung betont, dass er an diesem Ort keinesfalls Wahlkampf betreiben werde. Der Mann solle sofort mit seinem „AfD-Sprech“ aufhören: „Kein Deutscher hat bislang auf etwas verzichten müssen, weil Flüchtlinge da sind.“

Beten für verfolgte Christen

Zum Abschluss sagte Kauder, ein Jeder könne etwas für unterdrückte christliche Minderheiten tun – nämlich beten.

Kauder selbst gilt als sehr religiös. Für seinen Einsatz für verfolgte Christen erhielt er im September 2010 den Medienpreis „Goldener Kompass“ des evangelikal orientierten Christlichen Medienverbunds KEP.

Papst Franziskus zeichnete Kauder im Jahr 2014 für sein Engagement mit dem Päpstlichen Gregoriusorden aus. (cli)

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