Mittwoch, 24. April 2024

Bono: „Ich habe das Gesicht von Boko Haram gesehen“

4. September 2016 | Kategorie: Leute, Panorama
 Die Terrororganisation Boko Haram verbreitet Angst und Schrecken. Foto: red

Die Terrororganisation Boko Haram verbreitet Angst und Schrecken.
Foto: red

Dublin  – Bono, Sänger der irischen Rockband U2 und politischer Aktivist, hat nach Rückkehr von einer Reise nach Nigeria vor einer humanitären Katastrophe im Nordosten des Landes gewarnt.

„Nach Angaben der Vereinten Nationen droht dort 50.000 Kindern der Hungertod. Den UN fehlen dafür 300 Millionen Dollar. Wir müssen helfen. Und zwar schnell“, sagte Bono der „Welt am Sonntag“.

Die Region wird von der fundamentalistischen Miliz Boko Haram terrorisiert, die Tausende Frauen und Kinder entführt hat, viele wurde als Sklavinnen missbraucht, andere zu Selbstmordattentaten gezwungen.

„Niemand spricht über die mehr als zwei Millionen Binnenflüchtlinge in Nigeria, die aufgrund des Terrors, der Zerstörung und der Bedrohung durch Boko Hara, umherwandern. Sie leben unter erbärmlichen Bedingungen“, sagte der der Mitbegründer der Kampagnenorganisation „One, „ich muss gestehen: ich war nicht darauf vorbereitet, eine neunjährige Kindsbraut zu sehen, umgeben von ihren Freundinnen, die ebenfalls Kindsbräute waren. In dem Augenblick wusste ich: Ich habe Boko Haram ins Gesicht gesehen.“

Der U2-Sänger betonte, es sei enorm wichtig, ungeachtet der großen Herausforderungen, die zurzeit Flüchtlinge vor allem aus Syrien für Europa stellten, andere Krisenländer der Region nicht zu vernachlässigen.

„Wir können es uns nicht leisten, dass wichtige Länder in der Sahelzone das gleiche Schicksal erleiden wie Syrien. Was wäre, wenn Ägypten, Libyen, der Südsudan oder Nigeria auf ähnliche Weise kollabierten wie Syrien und wenn sich dann Tausende von Flüchtlingen auf den Weg nach Europa machten?“

Er sei in diesem Jahr mit mehreren republikanischen US-Senatoren zu Flüchtlingslagern in der Türkei, im Libanon und im Südsudan gereist. Diese sähen die Flüchtlingskrise als eine existenzielle Bedrohung für die Europäische Union.

In dem Zusammenhang lobte er einen Marshallplan für Afrika, wie ihn der deutschen Entwicklungsminister Gerd Müller gefordert hat. Müller wie auch Angela Me rkel hätten mehrfach gesagt, dass sie die Fluchtursachen bekämpfen wollten – mit sehr viel mehr Geld, das sie für eine intelligente Entwicklungshilfe einsetzen wollten.

Bono hofft auch auf ein starkes Signal Deutschlands vor der Finanzierungskonferenz des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, die am 16. September in Montreal, Kanada stattfindet.

„Damit dieser Fonds erfolgreich weiterarbeiten kann, wäre es enorm wichtig, dass Deutschland 300 Millionen Euro pro Jahr zahlt. Ich bin mir sicher, das Angela Merkel und Gerd Müller sich der Bedeutung des Globalen Fonds gerade in dieser Situation sehr bewusst sind“, sagte Bono.

Bono, der in seiner Eigenschaft als politischer Aktivist in den vergangenen Jahren immer wieder zahlreiche Staatschefs traf, darunter die drei US-Präsidenten Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama, äußerte sich auch zum US-Wahlkampf.

Auf die Frage, ob er sich auch mit einem möglichen Präsidenten Donald Trump treffen würde, sagte er: „Sehen Sie … ich rede mit allen Personen, die ein hohes politisches Amt ausüben. Denn die Menschen, für die wir arbeiten, haben kein Interesse daran, wer gerade in welchem Land politisch das Sagen hat. Es sind Menschen, die um ihr Leben, die für Gerechtigkeit kämpfen.  (dts Nachrichtenagentur)

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