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Bis 5. Oktober: Ästhetisch und informativ: Ausstellung „Auf den Spuren des Barock“

29. September 2014 | Kategorie: Allgemein, Kultur, Landau

Voré zeigt barocke Architekturfragemente in eigener Komposition, die teilweise vom Museum der Stadt Landau ausgeliehen wurden.
Fotos: Ahme

Landau. Eine sehr gelungene Ausstellung ist noch bis zum 5. Oktober in der Villa Streccius zu sehen. Innerhalb des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2014 „Mit allen Sinnen- auf den Spuren des Barock“, hatte der Festungsbauverein in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Villa Streccius die Idee zu diesem Konzept und setzte es auch sehr einfühlsam um.

Es geht darum Schnittmengen zwischen der Epoche des Barock  und zeitgenössischer Kunst aufzuzeigen.

„Die Frage war: Wie hat Altes das Neue beeinflusst“ und wie kann man es in Szene setzen“, erläutert Thomas Schleuning die Idee der Ausstellung.

Der Besucher sollte sich Zeit nehmen um sich mit dem Gezeigten auseinandersetzen. Die Ausstellung ist es wert. Durch die Säle zu eilen, wird der Sache sicherlich nicht gerecht. Alle Stücke wurden liebevoll zusammen gestellt und entsprechend einander zugeordnet.Außerdem gibt es einen Katalog, der die einzelnen Künstler, aber auch das Projekt in seiner Gesamtheit vorstellt.

Filligrane Beispiele von Frankenthaler Porzellan sind „ein kleiner Schatz“, so Schleuning. Die feingearbeiteten Figuren stammen aus der Frankenthaler Manufaktur, die, anders als die Meißener Manufaktur, die es heute noch gibt, nur cirka 40 Jahre bestanden hat.  Die Figuren zeigen humoristische Szenen aus dem Alltag wie etwa den unsauberen Koch, der Eier in einer Zipfelmütze ausschlägt. In den Figuren, wie auch im Schmuck und anderen Dingen, wird die Freude am Genuss sichtbar.

Die Keramikerin Nathalie Schnider-Lang sieht sich mit ihren bunten Keramikfiguren deswegen durchaus auch in der Tradition dieser Epoche stehend.

Auch Beton kann filigran wirken.  Petra Weiner-Jansen hat ihre Figuren dem schicksalsträchtigen Leben der Lieselotte von der Pfalz gewidmet. Ihre Figuren wirken durchaus anmutig wie jene aus dem Barock.

„Eigentlich wollte man einen barocken Kreuzweg aufstellen, das hätte aber die Platzkapazitäten gesprengt,“ berichtet Schleuning. So hat man Bildmontagen mit Zeichnungen nach Motiven eines barocken Kreuzweg-Zyklus von Stefan Kindel textilen Kreuzweg-Objekten von Birgitta Hüttermann zugeordnet.

Die abstrakten Textiltafeln schildern durch symbolische Farben den Passionsweg Christi. Kindel hat seine Zeichnungen in barocker Manier ausgeführt, darüber liegen, als zweite Ebene, Bilder aus dem zweiten Weltkrieg.

Auch Voré (Professor Volker R. Erhardt) interessiert das Barock. In seiner multimedialen Installation Zeichnung, die er mit Skulpturen versehen hat, greift er Armut und Pomp, die es im Barock aber auch in der Gegenwart gibt, auf. Dazu hört man Verse von Barockdichtern.

Der Landauer Hans-Jürgen Büssow hat sich mit seiner Kamera in den Straßen Landaus auf Spurensuche nach barocken Zeugnissen begeben. Die Bilder sind großformatig und zeigen auch Landauer Großbauten wie das Deutsche oder das Französische Tor.

Wie aus einer modernen Frau eine Dame des Barock wird, zeigt Visagistin Eva Clemens. Ihre Verwandlung dokumentiert Fotograf Kurt Endl.

Goldschmiedin Annette Schleuning läßt sich in ihrer Schmuckgestaltung von barocken Einflüssen inspirieren. Diamant, Opal, Perlen: Im Barock hat man alles prächtig zusammen kombiniert.  Dagegen stehen Originalstücke aus dem Barock wie ein Amulett, das Kaiserin Eleonore zeigt. Sie war Pfälzerin und Kaiserin von Österreich. Ihr Sohn Josef I. war es, der Landau angegriffen hatte.  In der Ausstellung wird dieser Zusammenhang mit Landau hergestellt.  Die Schmuckstücke sind übrigens Leihgaben des Pforzheimer Schmuckmuseums.

In Modell, Plan und Computeranimation wird die barocke Festung Landau vorgestellt. Das Landauer Stadtarchiv hat die Silikonkopie des Originals  zur Verfügung gestellt. Außerdem sind etliche Originalpläne sowie eine Projektion zur Lunette 41 zu sehen. Im Kontrast dazu sieht man eine raumgreifende Eisenplastik von Stefan Forler „La fortification de Landau“- eine moderne Interpretation der barocken Landauer großen Festung.

Das Architekturbüro Holch zeigt Pläne zum Umbau des Deutschen Tores. „Meine Bauten haben immer etwas mit dem Bestand zu tun“, sagt Holch selbst dazu.

Aus den kriegerischen Zeiten des spanischen Erbfolgekrieges stammt eine Auswahl an Klippen.
1702 entstanden aus Geldmangel bei der Belagerung die ersten „Landauer Klippen“ als Notmünzen aus dem silbernen Tafelgeschirr des französischen Generals Melac.

In Zeiten in denen es überall an Geld für Kunst, Kultur und Denkmalschutz mangelt, entdeckt nun die Goldschmiedemeisterin Annette Schleuning mit ihrem Ehemann Thomas die alte Geschichte von Landau neu. Auf ihren Schrötlingen aus 925er Sterlingsilber sind die Festung Landau, die Rotunde der Villa Streccius, mit Jahreszahl, Feingehalt- und Meisterstempel eingeprägt.

Aus dem Verkaufserlös gehen zu gleichen Teilen Spenden an den Kunstverein „Villa Streccius“ e.V. und  an den Festungsbauverein – „Les amis de Vauban“ e.V.

Die neuen Landauer Klippen sind limitiert und werden nur bis Jahresende hergestellt, danach wird der Punzen vernichtet. Jedes Silberstück ist ein Unikat mit einer kleinen Expertise. Zusätzlich bekommen die ersten 25 Schatzjäger ihre Landauer Klippe 3.0 in einer schmucken Holzschatulle.

Natürlich erhält das Stadtarchiv der Stadt Landau für die Unterstützung, in und um die Ausstellung – die bis zum 5. Oktober 2014 läuft, eine Klippe 3.0 für ihre einzigartige Klippensammlung als Schenkung. (desa/red)
Mehr Infos unter: www.kunstverein-landau.de , www.festungsbauverein.de und www.goldschmiede-schleuning.com

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