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Bhutan-Delegation bei der Sparkasse Germersheim-Kandel: Geld wird den Frauen anvertraut

26. Juni 2014 | Kategorie: Kreis Germersheim, Wirtschaft in der Region

Die Delegation aus Butan mit Experte Oliver Schuster.
Foto: v. privat

Kandel – 23. und 24. Juni besuchte eine Delegation – zwei Frauen und zwei Männer – aus Bhutan die Sparkasse Germersheim-Kandel. Begleitet wurde die Delegation von Geschäftsführer Niclaus Bergmann und Dr. Ilonka Rühle von der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation aus Bonn sowie einer Dolmetscherin.

Das Königreich Bhutan liegt in Südostasien, grenzt an Indien und Tibet und hat etwa die Größe der Schweiz.

Der Kontakt kam über Oliver Schuster, einen ehemaligen Mitarbeiter der Sparkasse, zustande. Schuster ist seit Oktober 2011 als Langzeitexperte in Bhutan. Hier unterstützt er im Auftrag der Sparkassenstiftung den lokalen Partner „Renew“ beim Aufbau eines bedarfsgerechten Angebots von Finanzdienstleistungen.

Einfach mal irgendwo Geld einzahlen oder abheben, einen Sparvertrag abschließen oder – ganz wichtig für die Region – einen Geschäftsgründungskredit erhalten, war bislang in dem bäuerlich geprägten Land am Himalaya für weite Bevölkerungsteile kaum möglich.

Kaum Zugang zu Finanzdienstleitungen

Ziel der Mission ist es, insbesondere einkommensschwachen und benachteiligten Frauen den dauerhaften Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen und ihnen damit den Weg aus der Armut zu ebnen.

Gemeinsam mit der Bhutan-Delegation sowie der ebenfalls im Projekt tätigen, ehemaligen Sparkassenmitarbeiterin Susanne Wolff aus Rülzheim besuchte Schuster nun seine ehemalige Sparkasse, die das Projekt seit 2012 im Rahmen eines Partnerabkommens mit der Sparkassenstiftung unterstützt.

Wie vor 100 Jahren

Die Vorgehensweise erinnere an die ersten Sparkassengründungen vor 100 Jahren hierzulande, sagte Ilonka Rühle. So gibt es in Bhutan sogenannte „Center Meetings“, Stellen, an denen das Geld der Sparer eingesammelt und Beratung angeboten wird. Die Bevölkerung nimmt mitunter weite und beschwerliche Wege auf sich, um dorthin zu gelangen.

Auch Kleinkredite werden vergeben, meist an Agrarbetriebe oder andere Existenzgründerprojekte und nach entsprechender Prüfung. Denn die Kreditnehmer sollen den Kredit auch wieder pünktlich zurückzahlen. Man wolle die Menschen dort ernst nehmen, so Rühle. Finanziert werden unter anderem Ladengeschäfte, der Umbau von Reisfeldern in die lukrativere Fischzucht, Bananen- und Bambusanbau oder Arbeitsgeräte für Näherinnen und Weberinnen.

Etwa 4.000 Kunden hat die Sparkasse in Bhutan mittlerweile – fast nur Frauen, denn die Männer gelten dort in Gelddingen als unzuverlässig, berichtet Oliver Schuster. Allzu oft würde das Geld auf dem Weg zu den Centers Meetings in Alkohol umgesetzt. Der höchste bislang vergebene Kredit beläuft sich derzeit auf 1.200 Euro.

Um einen Eindruck von den unterschiedlichen Aufgaben der Geschäftsstellen und Abteilungen zu gewinnen, standen neben Rundgängen in der Hauptstelle auch Besuche im BeratungsCenter Jockgrim und der Geschäftsstelle Minfeld auf dem Programm.

Besonders beeindruckt waren die vier Bhutanesen von einem Gericht, das Schusters Mutter zubereitet hatte: Dampfnudeln mit Kartoffelsuppe.

Die Delegation reiste im Anschluss weiter in die Bankenmetropole Frankfurt und zum Besuch des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands in Bonn. (red/cli)

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