Samstag, 20. April 2024

Antisemitismusforscher findet Höckes Entschuldigung unglaubwürdig

20. Februar 2017 | Kategorie: Nachrichten, Politik
 Björn Höcke.  Foto: dts Nachrichtenagentur

Björn Höcke.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Berlin  – Der Historiker und langjährige Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, hat die jüngste Entschuldigung des Thüringer AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke für seine Dresdner Rede als unglaubwürdig bezeichnet.

In Dresden hatte der 44-Jährige eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert und beklagt, die positiven Elemente der deutschen Historie würden im Vergleich zu den Gräueltaten der Nazi-Zeit nicht genügend beachtet. Offensichtlich mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin sagte er: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“

„Man kann die Dresdner Rede ja nachlesen“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Und es ist vollkommen egal, in welchem Ton er das vorgetragen hat. Höcke hat in der Sache nichts zurück genommen, sondern sich mit dieser scheinheiligen Darstellung Rückendeckung geholt.“

Die Sprache des AfD-Politikers sei „ideologisch abgefeimt“, fuhr Benz fort. „Er ist ein Mann, der völkischem Gedankengut anhängt.“ Freilich sei auch das Partei-Ausschlussverfahren gegen ihn lediglich „eine Finte. Es wird im Sande verlaufen.“

Höcke hatte dann am Wochenende beim Landesparteitag in Arnstadt erklärt: „Ich habe ein großes, ein wichtiges Thema leider in einer Bierzeltrede vergeigt.“ Er sei in eine falsche Tonlage gefallen und habe Interpretationsspielräume bei einem zentralen deutschen Thema zugelassen. „Das war ein Fehler. Dafür möchte ich mich hier entschuldigen.“

Bereits zuvor hatte Höcke in einem Gespräch mit dem „Spiegel“ gesagt: „Da habe ich das falsche Thema zum falschen Zeitpunkt mit dem falschen Pathos vorgetragen. Da ist etwas mit mir durchgegangen.“ Allerdings relativierte er die Klarstellung sogleich wieder.

Denn Höcke ist es nach eigener Darstellung zwar „wichtig klarzustellen, dass diese Verbrechen (der Holocaust) unentschuldbar sind, ein Schandfleck in der deutschen Geschichte“. Er fügte jedoch im Sinne seiner Dresdner Rede hinzu: „Warum stellen wir ausgerechnet diesen Schandfleck in den Mittelpunkt unserer Erinnerungskultur?“

(dts Nachrichtenagentur)

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