Mittwoch, 24. April 2024

Antisemitismus-Expertin Chernivsky beklagt Situation jüdischer Schüler

17. Januar 2018 | Kategorie: Nachrichten, Politik
Der Davidsstern, Sinnbild des Judentums, an der Decke der Speyerer Synagoge. Foto: Ahme

Der Davidsstern, Sinnbild des Judentums, an der Decke der Speyerer Synagoge.
Foto: Pfalz-Express

Berlin  – Die Psychologin Marina Chernivsky hat die Situation jüdischer Schüler an deutschen Schulen beklagt.

„Manche jüdische Eltern fragen sich, ob Schule ein sicherer Ort für ihre Kinder sei“, sagte Chernivsky der „Welt“ (Online-Ausgabe).

Sie leitet das Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Das Verstecken jüdischer Symbole gehöre für manche Familien zur Normalität. Oft höre sie Sätze wie: „Lieber sagen wir nicht, dass wir jüdisch sind.“

Antisemitismus komme in Deutschland „mitten im Alltag“ vor. Aus Befragungen wisse sie, dass viele jüdische Familien die Zunahme antisemitischer Stimmungen wahrnehmen.

Der Antisemitismus im Klassenzimmer sei kein neues Phänomen. Neu sei die mediale Aufmerksamkeit für das Thema. Diese sei unter anderem dadurch bedingt, dass die Übergriffe vereinzelt von muslimisch sozialisierten Jugendlichen begangen worden seien.

Das kritisierte Chernivsky: „Den Antisemitismus der anderen zu problematisieren und dabei zu pauschalisieren, fällt leichter, als den eigenen Antisemitismus kritisch zu hinterfragen.“

Fatal sei es, die jüngsten antisemitischen Ausfälle ausschließlich auf einen „importierten Antisemitismus“ durch arabische Migranten zurückzuführen. „Da tun wir so, als sei Deutschland all die Jahre frei von Antisemitismus gewesen, und nun sei er plötzlich wieder da.“

Chernivsky kritisierte, dass der Antisemitismus in Deutschland nie umfassend aufgearbeitet worden sei: „Die Beschäftigung damit findet fast ausschließlich im Geschichtsunterricht statt, und wir tun so, als habe das Problem mit 1945 aufgehört.“

Sie plädierte dafür, dass Lehrer ihre „eigenen Haltungen, Emotionen und Widerstände in Bezug auf Juden“ aufarbeiten. Nur so seien sie in der Lage, mit antisemitischen Vorfällen unter den Jugendlichen angemessen umzugehen.

Für Lehrer sei es wichtig, Jugendliche, die antisemitisch ausfällig werden, nicht nur zu verurteilen, sondern ihnen auch die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Positionen zu hinterfragen: „Taten können wir unter Umständen unterbinden, aber Einstellungen nicht.“

Zum Vorschlag der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD), KZ-Gedenkstättenbesuche für Migranten zur Pflicht zu machen, sagte Chernivsky: „Das historische Wissen allein immunisiert nicht gegen gegenwärtigen Antisemitismus.“ Es komme darauf an, wie es vermittelt wird und wie dieses Wissen ankommt. Grundsätzlich zeigte sie sich offen für Cheblis Vorschlag. (dts Nachrichtenagentur)

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

16 Kommentare auf "Antisemitismus-Expertin Chernivsky beklagt Situation jüdischer Schüler"

  1. Johannes Zwerrfel sagt:

    Real ist es, die jüngsten antisemitischen Ausfälle wie Israelfahnenverbrennung und Juden-ins-Gas-Rufe auf einen „importierten Antisemitismus“ durch arabische Migranten zurückzuführen.

    • Tobi sagt:

      Real ist es, dass der Gedeon Holocaustleugner genannt werden darf.

    • Fragender sagt:

      Es braucht keinen importierten Antisemitismus wenn man dir afd hat. Beispiele gibt es zu genüge. Nicht nur in der Afd aber dort auffällig häufig.
      Übrigens darf man denn afd Landtagsabgeordneten gedeon jetzt holocaustleugner nennen, gerichtlich bestätigt.
      Wenn sich nun ein Zwerrfel über importierten Antisemitismus beschwert rate ich dazu erstmal vor der eigenen Haustür zu kehren.

  2. Philipp sagt:

    Interessant war auch die Arte-Dokumentation über Antisemitismus in Europa.
    Als die Programmverantwortlichen gemerkt haben, dass da nicht die bösen Rechten vorgeführt werden, sondern dass der europäische Antisemitismus viel subtiler und intensiver von den Linken und Grünen praktiziert wird, wurde die Sendung mit fadenscheinigen Begründungen abgesetzt.
    Als dann die Bild-Zeitung den Film zum Download angeboten hat, wurde der Film mit ergänzenden Untertiteln (damit niemand auf politisch unkorrekte Gedanken kommt) doch noch von Arte und (glaube ich) WDR im Fernsehen gezeigt.
    Bei den Rechtsextremen zählt der Antisemitismus eher zur Folklore, aber im gesamten Spektrum ab Mitte Richtung links wird der Antisemitismus sehr intensiv als fadenscheinige, faktenbefreite „Israelkritik“ praktiziert.

    • Tobi sagt:

      „Bei den Rechtsextremen zählt der Antisemitismus eher zur Folklore“
      Das ist aber süß, eine Folklore die auch noch gelebt wird. Traditionen bewahren läuft halt bei den Rechten, die auch nachweislich die meisten Antisemitischen Straftaten begehen.

      • Philipp sagt:

        Die handfesten Praktiken der Nationalsozialisten leben dagegen eher bei den Linksverwirrten wieder auf:
        – Anwendung körperlicher Gewalt gegen Sachen und Menschen
        – Verhinderung von Wahlveranstaltungen demokratischer Parteien
        – Angreifen von Wahlkämpfern und Verwüsten von Infoständen
        – Straßenschlachten vom Zaun brechen
        – Polizisten angreifen
        – „Kauft nicht bei…“ -Hetze
        – Straßenzüge in verwüsten
        – Drohanrufe
        – Denunziation bis zur Existenzvernichtung
        – Leute zur Scheidung von „unpassenden“ Ehepartnern auffordern
        – Anzünden von Autos
        – Beschmieren von Häusern
        Und mit dem Praktizieren von gruppenbezogenener Menschenfeindlichkeit „gegen Rassimus aufstehen“!
        Verlogener geht wohl nicht mehr!

  3. Tobi sagt:

    Blöd ist halt, dass die Politische Gewalt gerade von rechts deutlich mehr ist. Parteibüros der Linken sind beispielsweise deutlich öfter von Abschlägen betroffen als die der AfD.

    Lustig ist dass alles was du den linken vorwirfst von den rechten auch gemacht wird. Da ist es aber sicher nur Folklore.

    • Johannes Zwerrfel sagt:

      Parteibüros der Linken sind beispielsweise deutlich öfter von Abschlägen betroffen als die der AfD.
      ————————-
      Tobi, bitte belegen!

    • Johannes Zwerrfel sagt:

      Anschläge auf Parteibüros – ZDFmediathek
      zdf.de

      12.09.2017 – Angriffe auf Parteibüros.
      … Die Auswertung zeigt: Mit 105 Anschlägen sind am häufigsten AfD-Büros betroffen, danach die Linkspartei mit 78 Angriffen.
      —————————
      So lieber Tobi, welche Partei ist nun „deutlich öfter von Abschlägen betroffen“?

  4. Tobi sagt:

    Ganz so weit her ist es mit dem Kampf von Storchs gegen Judenhass nicht. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie ein Vereinsnetzwerk, zu dem auch das Onlineportal „Freie Welt“ gehört. Dort wird das klassische antisemitische Märchen von der jüdischen Weltverschwörung aufgewärmt.

    • Johannes Zwerrfel sagt:

      Tobi,
      du bist ein Fake-Produzent,
      gehst nicht auf die von mir oben genannten Fakten ein, schäme dich!

    • Johannes Zwerrfel sagt:

      …. Der Politikwissenschaftler Bassam Tibi, der unter anderem am Center for Advanced Holocaust Studies in Washington D. C tätig war, nannte in einem Beitrag für den „Cicero“ den heutigen islamischen Judenhass die „stärkste Spielart des totalitären Antisemitismus im 21. Jahrhundert.“

      Davon findet sich in dem vorliegenden Antrag leider nichts. Der Islam ist der Elefant im Raum. Und wir sehen ihn alle trotzdem. Sie nennen ihn Zuwanderung — oder heute — [wie] Herr Kauder und auch Frau Griese [gesagt haben]: „Menschen aus anderen Kulturkreisen, Nordafrika und dem Nahen Osten“.
      Aber wir sehen den Elefanten im Raum.

      Beatrix von Storch AFD auf youtube:
      „Beatrix von Storch AFD: Der ISLAM ist der ELEFANT im Raum! Ungarn zeigt wie es geht!“

  5. Tobi sagt:

    Sicher gibt es in der AfD noch unterschiedliche Strategien, zu denen bei einigen auch gehört, dass offener und unmissverständlich geäußerter Antisemitismus besser in der Öffentlichkeit vermieden werden sollte. Mit den jüngsten Entscheidungen weiß man nun: Auch das ist hinfällig. Antisemitismus gehört zur AfD, Geschichtsrevisionismus auch.

    Aus der jüdischen allgemeinen

    • Johannes Zwerrfel sagt:

      Wer unzählige Muslime ins Land lässt, nimmt Übergriffe gegen jüdische Einrichtungen und jüdische Gemeinden in Kauf!
      Und der Zentralrat der Juden wettert gegen die AfD!

      Die Gefährdung geht von den Kartellparteien aus, die nicht mal die Grenzen schließen wollen.!

  6. Hubertus sagt:

    Die alltägliche „Israelkritik“, die in Antizionismus übergeht, zum Antisemitismus tendiert und diesen unterstützt, ist leider auch in vielen deutschen Medien gang und gäbe. Z. B. der Artikel (der nicht vom P.E. ist) und auf zig Portalen erschien: „Mut gegenüber Schurken“ „Diese 16-jährige Palästinenserin ist die Ikone des Widerstands gegen Israel“

    Die Autoren feiern das Mädchen dafür, dass sie israelischen Soldaten (Wehrpflichtigen) mehrfach ins Gesicht geschlagen, ein anderes Mal auch gebissen und getreten hat.

    „Israelkritik“ dieser Art bestärkt und schürt Israelhass und Antisemitismus. Die Zeitungen schreiben dass die Israelis Schurken sind, und Schurken darf man schließlich angreifen und bekämpfen.