Alzey: Gewalttäter durch fehlerhaftes Fenster aus Forensischer Psychiatrie geflohen

4. August 2016 | Kategorie: Rheinland-Pfalz

 

Achmed. A. wird fieberhaft gesucht. Foto: Polizei PPMZ

Achmed. A. wird fieberhaft gesucht.
Foto: Polizei PPMZ

Alzey – Am Dienstagnachmittag (2. August) 2016 sind zwei Patienten der forensischen Abteilung der Rheinhessen-Fachklinik Alzey aus der Einrichtung geflüchtet.

Es handelt sich dabei um einen 38-jährigen Wohnungslosen und einen 24-jährigen Patienten. Letzterer, Achmed A., wurde Ende Februar wegen eine Messerattacke in Kirn vom Landgericht Bad Kreuznach verurteilt. Er hatte in einer Kneipe einen Mann und eine Frau schwer verletzt. Achmed A. drohte nach seiner Entlassung die Abschiebung nach Somalia.

Die Flucht ereignete sich in der Zeit zwischen 15:15 Uhr und 15:30 Uhr. Beide Patienten sind durch ein Fenster im Treppenhaus des Gebäudes aus dem Erdgeschoss geflüchtet.

Das Klinikpersonal hatte sofort die Polizei informiert, die mit allen Möglichkeiten nach den Patienten gefahndet hat. Zusätzlich wurde das Geländemit eigenem Personal  nach den Patienten abgesucht. Der 38-Jährige konnte kurze Zeit später von der Polizei aufgegriffen werden. Der 24 jährige ist weiterhin flüchtig. Laut Polizei gilt er als gewaltbereit.

Wie die anschließende Überprüfung gezeigt hat, ist es den beiden Patienten gelungen, das ausbruchssichere Glas des Fensters zu entfernen und dann durch den glaslosen Rahmen zu flüchten.

Falsch verklebtes Fenster

Das betreffende Fenster sollte nach der baulichen Vorgabe der Fachplaner und des Landeskriminalamtes in einer ausbruchsicheren Ausführung konstruiert sein und hätte der Manipulation durch die Patienten standhalten müssen, teilte die Klinikleitung mit.

Durch einen konstruktiven Mangel an diesem konkreten Fenster sei es den Patienten aber offensichtlich möglich gewesen, Teile des Fensterrahmens so zu demontieren, dass sie das eingebaute Panzerglas entfernen konnten.

Anders als vorgeschrieben, und in den übrigen Fenstern auch tatsächlich ausgeführt, sei bei diesem Fenster die Rahmenkonstruktion nicht entsprechend ausbruchsicher verklebt worden.

Alle baugleichen Fenster im Gebäude wurden überprüft. Der konstruktive Mangel wurde nur an den Fenstern im Treppenhaus festgestellt. Die Klinikleitung hat sich dennoch entschlossen, sofort alle Rahmenteile an den Fenstern zusätzlich zu der Verklebung zu vernieten, um jede weitere Manipulation ausschließen zu können.

Das betreffende Gebäude ist im Jahr 2011 neu errichtet und in Betrieb genommen worden. Die dort installierte Sicherheitstechnik wurde gemeinsam mit dem Landeskriminalamt geplant und ausgeführt.

Die ebenfalls erfolgte Überprüfung der Abläufe innerhalb der betreffenden Station habe keinen Anhaltspunkt dafür ergeben, dass eine Verletzung der Aufsichtspflicht, die Flucht der Patienten ermöglicht oder begünstigt hätte, so die Klinikleitung weiter.

Die forensische Abteilung der Rheinhessen-Fachklinik Alzey besteht seit 1985. Bisher hat es in diesen 31 Jahren lediglich einen Ausbruch aus der forensischen Abteilung gegeben, dieser liegt mittlerweile fast 30 Jahre zurück.

Die Abteilung verfügt über drei Stationen mit insgesamt derzeit 46 Patienten. Die beiden geflohenen Patienten befanden sich in der Station W1, einem besonders gesicherten Bereich. Die Abteilung verfügt über speziell geschultes Fachpersonal. Zum Zeitpunkt der Flucht waren insgesamt 20 Mitarbeiter im Gebäude anwesend. (red/cli)

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