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50 Jahre Stammtisch „Spitze Zunge“: Diskutieren und genießen – „feuchtes Klima“ unabdingbar

10. Dezember 2013 | Kategorie: Allgemein, Kreis Germersheim

Zum großem Jubiläum wurde ordentlich geschlemmt: Der amtierende Präsident Kurt Kaufmann (re.), Werner Koch und Stellvertreter Dirk Kunstmann (li.).
Fotos: pfalz-express.de
Fotogalerie am Textende

Kandel – Ein halbes Jahrhundert wetzen sie nun schon ihr Zungen: Die Mitglieder des Kandeler Stammtischs „Spitze Zunge“ – und sind damit wohl einer der ältesten Stammtische in der Pfalz.

Sogar das Stammlokal ist dasselbe geblieben, das Gasthaus „Zur Pfalz“ in der Marktstraße. Dort trafen sich die derzeitigen Mitglieder Anfang Dezember, um Jubiläum zu feiern und Rückschau auf fünf Jahrzehnte zu halten.

„Aus dem Nichts gewachsen“

Dabei war ein fester Stammtisch ursprünglich in den 60ern gar nicht geplant. Damals, vor 50 Jahren, haben sich die Stammtischler eben so gekannt. Man traf sich hin und wieder, unterhielt sich, freundete sich an. Und dabei ist es geblieben und wurde zu einer festen Institution. Deshalb gibt es auch kein genaues offizielles Gründungsdatum, der Beginn der verwegenen Runde wird auf zwei Wochen nach Martini im Jahr 1963 benannt. Zu diesem Zeitpunkt wechseln auch jährlich die Präsidenten. Der Stammtisch sei quasi „aus dem Nichts gewachsen“, erklärt Mitglied Klaus Böhm, was auch in der Chronik vermerkt ist.

Nun ist die „Spitze Zunge“ kein typischer Dorfstammtisch, an dem man nur „umanand sitzt“, über das schlechte Wetter schimpft oder die Zipperlein bejammert. Das Motto lautet seit 50 Jahren: „Sprich, was du willst und wie du willst, aber verletze nicht“. Und so beziehen die Diskutanten Position, debattieren, diskutieren und legen ihre Standpunkte dar zu allem was passiert in der Welt, im Umfeld, im Großen und im Kleinen.

„Spitze Zunge“ emanzipiert

Erste Stammtischbrüder waren unter anderen Fritz Kempenich, Kandels Bürgermeisterlegende Oskar Böhm, Heinrich Scheidter oder Hermann Maupai. Alle elf Gründungsmitglieder sind mittlerweile verstorben. Vergessen sind sie nicht – die „Spitzzüngler“ führen eine liebevolle Chronik ihrer Mitglieder (siehe Bildergalerie). Doch es kamen neue Stammtischfreunde dazu. Die „Spitze Zunge“ zeigte sich alsbald im Jahr 1974 auch der Emanzipation aufgeschlossen und nahm „Stammtisch-Schwestern“ in ihren Kreis auf: Veronika Barthel und Johanna Eichenauer hatten die Ehre.

Dass der Stammtisch bislang nur aus bekannten Kandeler Namen bestand, bedeutete jedoch nicht, dass nicht auch „Auswärtige“ dazustoßen durften. Und so verstärkte 1980 Kurt Kaufmann, ehemals „schönster Bürgermeister von Schwegenheim“, die erlesene Runde. Kaufmann ist mittlerweile sogar der „dienstälteste“ Stammtischbruder und bleibt dem freitäglichen geselligen Treff nur bei höherer Gewalt fern.

Große Jubiläumsfeier

Indes ließ man sich zum 50-Jährigen ließ nicht lumpen: Dem Anlass angemessen wurde – natürlich – im Restaurant „Zur Pfalz“ getafelt, jahreszeitlich kulinarisch angepasst mit Gans, Knödeln, Rotkohl und Maronen, zubereitet von Inhaber Werner Koch. Bevor die Runde jedoch zu Messer und Gabel greifen konnte, stand der jährliche Präsidentenwechsel an: Das Zepter ging über von Wolfgang Thiel und Vize Barbara Lange-Bartkowski an Kurt Kaufmann und seinen Stellvertreter Dirk Kunstmann. Schatzmeister ist Klaus Böhm. Die „Spitze Zunge“ komplettieren derzeit Wolfgang Thiel, Bärbel Multer, Barbara Lange und Alexander von Rettberg als neustes Mitglied.

Die große Jubiläumsfeier am Nikolaustag eröffnete Kurt Kaufmann mit einer kleinen Ansprache und betonte, dass die Kommunikation untereinander, der familiäre Charakter, die Stunden für kulinarische Genüsse, Begegnungen und gemeinsame Ausflüge nebst dem Austausch eine wichtige und schöne Entspannung für die Mitglieder bedeute.

Wolfgang Thiel unterhielt die Runde, bei der auch Partner und Lebensgefährten anwesend waren, mit einer Bilddokumentation über Mitglieder und gemeinsame Unternehmungen.

Kein disziplinloser Haufen: Es gelten Regeln

Bei der „Spitzen Zunge“ herrschen auch Regeln, die es zu beachten gilt: Bußgelder werden beispielsweise verhängt bei unentschuldigtem Fehlen,  Zuspätkommen oder wenn der Präsident ein Fehlverhalten feststellt. Die Zahl der Mitglieder ist auf elf beschränkt. Und es kann nur ein neues Mitglied aufgenommen werden, wenn darüber in Einigkeit abgestimmt wurde.

Die allerwichtigste Regel jedoch ist substantiell: Stets für ein „feuchtes Klima“ zu sorgen: Das „Spitze-Zunge-Synonym“ für einen guten Tropfen. Diese Aufgabe fällt in der Regel dem Präsidenten anheim. So finde gewissermaßen jeden Freitag in Kandel eine „Klimakonferenz“ statt, merkte Wolfgang Thiel an.

Die Stammtischler werden auch weiterhin an ihrem angestammten Tag zur festen Uhrzeit – 18 Uhr – tagen, diskutieren und schwatzen, erörtern und besprechen. Aber in den Denkpausen – da wird einfach nur genossen. (cli)

Jubiläumsfeier

Spitze Zunge Chronik

 

 

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