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„Vergiftete Liebe“ zum Antikriegstag: Wissenschaft und Massenmord – ein zeitloses Thema

4. September 2014 | Kategorie: Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer

Ulrike Kinbach und Konrad Haller als Chemiker-Ehepaar in „Vergiftete Liebe“. Foto: Theater odos

Neustadt. Am Donnerstag, 11. September, dem Antikriegstag, zeigt das Theater „Odos“ aus Münster in der Aula des Leibniz-Gymnasium in Neustadt das Stück „Vergiftete Liebe“.

Die Darsteller Ulrike Kinbach und Konrad Haller verdeutlichen die tragische Geschichte des Ehepaars Haber. Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges entwickelt sich ein persönliches Drama um Liebe, gegensätzliche Positionen und letztlich auch über Ethik in der Wissenschaft im Spannungsverhältnis zur Kriegsmaschinerie.

Clara und Fritz Haber stehen seit dem Ausbruch des Krieges 1914 auf unterschiedlichen Seiten. Der karrierebewusste Patriot Haber wird zu Beginn des ersten Weltkrieges leitender Forscher und Berater der Deutschen Reichswehr für den Einsatz von Giftgas.

Bekannt wurde der Chemiker Fritz Haber zusammen mit Carl Bosch durch die Entwicklung und Realisierung der Ammoniaksynthese bei der BASF in Ludwigshafen. Beide erhielten dafür nach dem ersten Weltkrieg den Nobelpreis. Habers Frau Clara war die erste promovierte Chemikerin in Deutschland. Daneben engagierte sie sich als Pazifistin und Frauenrechtlerin.

So war Clara Haber (geborene Immerwahr) strikt gegen das Morden und die Verwendung von Giftgas. Für sie galt der Einsatz von Giftgas als Perversion der Wissenschaft, was sie auch öffentlich propagierte. Letztlich verzweifelt Clara an dem entsetzlichen Giftgaseinsatz der Deutschen im Ersten Weltkrieg. Sie wollte mit einem Massenmörder als Gatten nicht weiterleben und beging am 2. Mai 1915 mit der Waffe Habers Selbstmord. Unbeirrt vom Tod seiner Frau, reiste Haber nach Galizien, um den nächsten Giftgaseinsatz zu leiten.

Auf der Bühne werden die beiden Schauspieler Ulrike Kinbach und Konrad Haller als Clara und Fritz zu sehen sein. „Clara ist eine starke Frau gewesen, die gegen gesellschaftliche Konventionen aufbegehrt hat und die größte Kritikerin ihres Mannes war“, erklärt Autor und Regisseur Heiko Ostendorf.

Veranstaltet wird der Abend zum Antikriegstag in Erinnerung an den Beginn der beiden Weltkriege vor 75 und 100 Jahren. Veranstalter sind mit Unterstützung des Leibniz-Gymnasiums die örtlichen Gruppen von Amnesty International, Attac, DFG-VK, DGB, Terre des Femmes und die Friedensinitiative Neustadt.

Nach Auffassung der Veranstalter hat das Thema Giftgas sowie die Frage nach der Verantwortung der Naturwissenschaften  in der Gesellschaft nach fast 100 Jahren nichts von seiner Aktualität eingebüßt. „Themen, wie die Forderung nach Zivilklauseln an den Hochschulen, die Debatte über die Lieferung bestimmter chemischer Grundstoffe aus Deutschland an Syrien zwischen 2002 und 2008 oder die Forderung nach einem generellen Verbot aller Massenvernichtungswaffen zeigen dies“, erklärte Hans-Jürgen Hemmerling von der Friedensinitiative aus Sicht der Veranstalter.

Info
Das Stück “ Vergiftete Liebe“ ist am 11. September um 19.30 Uhr in der Aula des Leibniz-Gymnasiums zu sehen. Im Anschluss an die Vorstellung besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Weitere Infos unter www.theater-odos.de und www.friedensforum-neustadt.de (red)

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